Bund kickt Afrikas Talente

Bundesregierung fürchtet, dass Straßenfußballer aus Ghana und Nigeria Profikicker werden wollen. Deshalb dürfen sie trotz heftiger Proteste nicht zur WM einreisen

Auch die dringliche Anfrage des Grünen-Abgeordneten Christian Ströbele ändert nichts an der Haltung der Bundesregierung: Die Mannschaften aus Ghana und Nigeria, die an der am Freitag beginnenden Straßenfußball-WM in Kreuzberg teilnehmen sollten, müssen zu Hause bleiben.

Das Auswärtige Amt verteidigte gestern die Visaverweigerung für die Straßenfußballer aus Afrika. Das geltende Ausländerrecht und die Schengen-Regeln müssten auch für die Fußball-Weltmeisterschaft „und Nebenveranstaltungen“ beachtet werden, sagte Staatsminister Gernot Erler (SPD) am Mittwoch im Bundestag in der Antwort auf Ströbeles Anfrage.

Wegen begründeter Zweifel an der Rückkehrbereitschaft der jungen Spieler aus Ghana und Nigeria habe es keine andere rechtliche Möglichkeit gegeben, als die Einreise nach Deutschland zu verweigern. Einige der Spieler hätten nach Erlers Angaben in persönlichen Gesprächen erkennen lassen, dass sie die Turnierteilnahme als Sprungbrett für eine Profifußballerkarriere nutzen wollten.

Es sei ein Unding, sagte Christian Ströbele gestern, die Fußballspieler erst einzuladen und ihnen dann die Einreisegenehmigung zu verweigern. Dies sei ein „Schlag ins Gesicht des Straßenfußballs“, dessen Grundgedanke Völkerverständigung sei, so der grüne Abgeordnete zur taz. Die Entscheidung schade dem Ansehen der Bundesrepublik, meint der Grüne.

Auch Wirtschaftssenator Harald Wolf (Linkspartei.PDS) dringt darauf, die Visa-Verweigerung zurückzunehmen. Außenminister Frank-Walter Steinmeier (SPD) müsse die Entscheidungen der deutschen Botschaften in Ghana und Nigeria überprüfen, sagte Wolf. Die beiden Projekte, die Mannschaften entsenden wollten, arbeiteten in der für Afrika so existenziellen Aids-Prävention und böten jungen Menschen eine Perspektive, so Wolf.

Bei der Straßenfußball-WM, die ab Sonntag bis zum 8. Juli in einem mobilen Stadion auf dem Kreuzberger Mariannenplatz stattfindet, sollten Jugendliche aus 24 Ländern gegeneinander antreten. Nach der Visa-Absage werden nunmehr nur 22 Mannschaften antreten. Anders als die Mannschaften aus Ghana und Nigeria durften die Teilnehmer aus Ruanda, Uganda, Kongo und Burundi einreisen.

Das Straßenfußball-Turnier ist Bestandteil des WM-Kulturprogramms. Das Projekt Streetfootballworld bezeichnet sich als erstes weltweites Netzwerk für den Straßenfußball. Ihm gehören mittlerweile rund 80 Projekte in fünf Kontinenten an. Dort wird Fußball als ein Mittel gegen Gewalt, Drogen und Armut eingesetzt.

Christian Ströbele gibt noch nicht auf. Er will, dass die Visaverweigerung nun im Sportausschuss des Bundestages behandelt wird. DDP, DPA, TAZ