Fans dürfen länger bangen

Also doch: Fanmeile wird zum Halbfinalklassiker gegen Italien erweitert. 900.000 Menschen sollen dort mitfiebern können. Umweltverband regt an, den 17. Juni an Wochenenden dichtzumachen

VON ROLF LAUTENSCHLÄGER

Berlins Regierender „Partymeister“ Klaus Wowereit lässt es fetenmäßig krachen. Um die Feierlaune beim Fußball-Klassiker Deutschland gegen Italien am Dienstag noch zu steigern, wird die Fanmeile in westlicher Richtung rund um den Großen Stern erweitert. Die Kapazität auf der Straße des 17. Juni erhöht sich damit nach Senatsangaben um 150.000 auf rund 900.000 Menschen. Wowereit begründete die Maßnahme mit dem erwarteten Rekordansturm. Er wolle nicht erleben, „dass Hunderttausende draußen stehen bleiben müssen“. Nach Beratungen mit den Organisatoren und der Polizei sei dies am Wochenende beschlossen worden. Der Umwelt-Verkehrsclub Deutschland (VCD) nahm den Wowereit-Vorstoß zum Anlass, die Sperrung des 17. Juni über die WM hinaus zu fordern.

Nach Aussagen des Regierenden ist die totale Sperrung des Kreisverkehrs für das Halbfinalspiel mit der deutschen Mannschaft, nicht jedoch für das zweite Semifinale am Tag darauf geplant. Der Große Stern wird am Dienstag von 11 Uhr bis 3 Uhr in der Nacht für den Autoverkehr abgeriegelt. Zudem gelte die Ausdehnung der Fanmeile für das letzte Spiel der deutschen Nationalelf – entweder um Platz drei am kommenden Samstag oder zum Finale am Sonntag.

Die Stadt ist laut Wowereit „im Fußballfieber“. Fast 6 Millionen Menschen besuchten die Fanmeile bisher, am Freitag waren es beim Argentinienspiel wieder 700.000. Sollte die Klinsmann-Elf den Titel holen, will Wowereit mit den Spielern am Sonntagabend auf der Bühne am Brandenburger Tor feiern – natürlich mit rund 1 Million Fans im Rücken. Neben der Erweiterung der Meile werden an der Siegessäule zwei Leinwände mit jeweils 40 Quadratmeter Fläche aufgebaut. Bereits nach der Vorrunde war eine zusätzliche Doppelleinwand aufgestellt worden.

Die Vergrößerung der WM-Meile stößt bei den Parteien in der Stadt auf Zustimmung. Angesichts des Massenandrangs werde ein „unhaltbarer Zustand jetzt beendet“, wie Frank Henkel, Innenexperte der CDU-Fraktion, sagte. Die grüne Spitzenkandidatin Franziska Eichstädt-Bohlig betonte, dass nur so den „Besucherströmen Rechnung getragen“ könne.

Der umweltbewusste VCD forderte, nach der WM die Straße des 17. Juni zwischen Brandenburger Tor und Siegessäule an Sommerwochenenden dichtzumachen. Sie sollte dann für Fußgänger, Inline-Skater und Radfahrer reserviert sein, sagte VCD-Nordost-Sprecher Stefan Kothe. „Wenn der Tiergarten vom Verkehr befreit ist, können sich Berliner und Touristen noch besser erholen.“

Kothe rechnete vor, dass die Sperrung der Ost-West-Achse während der Fußball-WM nicht zum innerstädtischen Verkehrskollaps geführt habe. Die Sperrung beweise, dass „ausreichend Straßenraum für den Autoverkehr vorhanden ist“. Gleichzeitig empfahl der VCD zum Schutz des Tiergartens, zukünftige Großveranstaltungen zum Beispiel nach Tempelhof zu verlegen.