Fresst doch Geld

„We feed the world“ von Erwin Wagenhofer – Anti-Globalisierungs-Sommerkino im Soester Schlachthof

Am Schluß von „We feed the world“ (Österreich 2005) kommt Peter Brabeck, der Chef des Nestlé-Konzerns zu Wort. Wie bei allen Interviewpartnern lässt der Regisseur Erwin Wagenhofer auch ihn seinen Standpunkt vertreten, auch wenn dieser für viele Zuschauer nur schwer nachzuvollziehen ist. Tag für Tag wird in Wien genau so viel Brot vernichtet wie Graz verbraucht. Auf rund 350.000 Hektar vor allem in Lateinamerika werden Sojabohnen für die österreichische Viehwirtschaft angebaut, daneben hungert dort ein Viertel der Bevölkerung. Jede Europäerin und jeder Europäer essen jährlich zehn Kilogramm künstlich bewässertes Treibhausgemüse aus Südspanien, wo deswegen die Wasserreserven knapp werden.

Wagenhofer drehte ein Film über den Mangel im Überfluss. Der rote Faden ist ein Interview mit Jean Ziegler, UN-Sonderberichterstatter für das Recht auf Nahrung. Dabei deckt er die Mechanismen auf, mit deren Hilfe sich kapitalorientierte Konzerne an der Umwelt bereichern, ohne sich um die Belange der Menschen vor Ort zu kümmern. „Für mich war das schon irgendwie komisch, warum ein simples Produkt wie eine Tomate dreitausend Kilometer reisen muss, bis es zu uns kommt, sagt Wagenhofer. Und dass in Spanien die größte Gewächshausanlage der Welt existiert, das habe er erst dort erfahren. Pestizide oder irgendwelche verbotenen Geschichten hätten ihn nicht interessiert. Dennoch war es schwer für den Film Gesprächspartner zu finden. Die Bauern, die Lebensmittelproduzenten stünden alle auf den Verteilern von zwei wesentlichen Lebensmittelketten in Österreich, und sie hätten eine Riesenangst, dass sie nicht mehr verkaufen dürften. Ein ungutes Gefühl hatte Wagenhofer auch beim gezüchteten Geflügel. Das Team recherchierte in mittelgroßen österreichischen Stallungen mit 35.000 Hühnern. Für sie wird im brasilianischen Urwald das Saatgut angebaut, mit verheerenden Folgen für die dortige Natur und Bevölkerung. PEL

20:30 Uhr, Alter Schlachthof, SoestInfos: 02921-31101