Buchtipp: die Biografie des Fidel Castro von Carlos Fuentes

„Der Che war nicht elegant. Er war verwahrlost, weil er darin eine Form der radikalen Rebellion zu sehen glaubte. Ich hingegen wusste, dass es keine wirkungsvollere Rebellion gibt als die, die von der Macht ausgeht“, schreibt der Machtmensch Fidel Castro alias Carlos Fuentes über seinen einstigen Weggefährten und erkannte damit die Popfähigkeit des Che, „den neuen und frischen Blick auf die Dinge, den sein Outfit mit sich brachte“. Zugegeben, für das Reisegepäck ist sie mächtig, die Biografie des máximo líder, Fidel Castro. In Ich-Form erzählt er von seinem ehemals engen Freund Carlos Fuentes, der später in Ungnade fiel und heute in den USA lebt. Fuentes alias Castro sinniert selbstherrlich, warum eine Biografie so wichtig ist: „Abgesehen davon, dass das Eine ohne das Andere undenkbar ist, nämlich die Revolution ohne mich, und manchmal denke und fühle ich, dass es doch sehr traurig wäre, wenn es der Revolution versagt bliebe, dass ich ihre Geschichte erzähle; es wäre, als würde man sie völlig verwaist zurücklassen.“ Fuentes beschreibt nicht nur den Mythos Castro, seinen Sex-Appeal und seinen politischen Instinkt, sondern auch die Geschichte der kubanischen Revolution und Gesellschaft. Er liefert ein hintergründiges Bild. Beispielsweise über Fidels Verhältnis zu Che Guevara, dessen „einnehmendes Wesen“ ihm nicht immer genehm war. Der Roman ist ein schonungsloses Porträt, ohne böse zu werden. Es entlarvt den Kubaner und lässt dennoch seine Faszination gelten. Eine hervorragende Lektüre für mindestens zwei Wochen Kuba pauschal. EDITH KRESTA

Norbert Fuentes: „Die Autobiografie des Fidel Castro“. Verlag Ch. Beck, München 2006. 757 Seiten, 26 Abbildungen, aus dem Spanischen übersetzt von Thomas Schultz, 29,90 Euro

FOTO: STEFAN ENDERS/BILDERBERG