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Das Kölner Verlagshaus DuMont Schauberg übernimmt die „Frankfurter Rundschau“. Neue Sparmaßnahmen werden dennoch nicht ausbleiben

Von Hannah Pilarczyk

Am 19. Juni machten die ersten Gerüchte die Runde, exakt einen Monat später ist es Fakt: Die Kölner Verlagsgruppe M. Dumont Schauberg (MDS) übernimmt die Frankfurter Rundschau (FR). Wie gestern bekannt wurde, hat MDS am Montag 50 Prozent der Anteile und eine Stimme von der bisherigen Mehrheitsgesellschafterin Deutsche Druck- und Verlagsgesellschaft (DDVG) übernommen. Ein genauer Kaufpreis wurde nicht genannt, Spekulationen, nachdem MDS rund 35 Millionen Euro gezahlt hat, aber auch nicht zurückgewiesen. Damit ist das Kölner Verlagshaus neuer Mehrheitseigner und Stimmführer der FR. Zu MDS gehören mehrere Kölner Regionalzeitungen, die Mitteldeutsche Zeitung sowie der DuMont Buchverlag und zahlreiche weitere Beteiligungen.

Die DDVG, die Medienholding der SPD, hält weiterhin 40 Prozent der Anteile, die restlichen zehn Prozent bleiben in den Händen der Karl-Gerold-Stiftung. Die Übernahme muss noch vom Bundeskartellamt genehmigt werden. MDS rechnet damit für September.

Die DDVG hatte die FR im April 2004 für den symbolischen Preis von einem Euro samt Schulden übernommen, um die finanziell angeschlagene Zeitung vor dem Aus zu bewahren. Parallel zum radikalen Sparkurs, dem sich die FR in den folgenden zwei Jahren unter der neuen Eignerin unterziehen musste, wurde bereits nach einem neuen Eigentümer Ausschau gehalten.

Am 13. März diesen Jahres war es dann so weit: Der Verkaufsprozess wurde offiziell eröffnet. Acht Interessenten gewährte die DDVG nach eigenen Angaben einen Blick in die Buchführung der FR, darunter die zwischenzeitlich als Übernahmefavoriten gehandelten Verlage Madsack und Holtzbrinck. Zwei Finanzinvestoren sollen hingegen abgewiesen worden sein: Mit Blick auf den Berliner Verlag, der von einer internationalen Investorengruppe übernommen worden war und sich daraufhin mit haarsträubenden Renditevorgaben konfrontiert sah, erklärte DDVG-Geschäftsführer Jens Berendsen, dass man nur an Medienunternehmen verkaufen wolle.

Dieser Linie scheint die DDVG treu geblieben zu sein: In der gemeinsamen Erklärung mit MDS verkündete man, in der Satzung der FR verankert zu haben, dass sie „als überregionale Tageszeitung dem Gedanken Karl Gerolds als unabhängige politisch engagierte linksliberale Tageszeitung verpflichtet“ bleibe. Außerdem erklärte man übereinstimmend, Zeitungen seien keine kurzfristigen Renditeobjekte: „Das Engagement in Frankfurt fußt auf dem Glauben an publizistische Verantwortung und Qualitätsjournalismus.“ Doch auch wenn man mit MDS ein heimeliges Verlagszuhause gefunden hat, stehen für die FR noch lang keine ruhigen Zeiten an. Auch nach dem massiven Stellenabbau von 1.700 auf 750 hält die Geschäftsführung auf Sparkurs: Erst Mitte Mai kündigte die Geschäftsführung an, Verlagsbeilagen zukünftig von einer ausgelagerten GmbH produzieren zu lassen. Diese Gesellschaft ist zwar immer noch nicht da, dennoch wollen Unkenrufe aus dem Verlag nicht verstummen, dass sie wohl auch Mantelseiten herstellen werde.

Außerdem sollen bis Jahresende bis zu 20 Volontäre eingestellt werden, die Hälfte davon hauptsächlich im Einsatz für die Lokalredaktionen – eine Sparmaßnahme, da Volontäre wesentlich weniger als Redakteure kosten, aber für dieselbe Arbeit eingesetzt werden können. Aber auch vielleicht ein Indiz für eine Neuausrichtung der FR: weg vom überregionalen Anspruch, hin zur lokalen Ansprache. Das passt zwar nicht zur neuen alten Satzung, aber zum publizistischen Verständnis von MDS.

Und wie steht es bereits auch in der gemeinsamen Erklärung von MDS und DDVG? Man sei sich einig, dass „weitere Maßnahmen zur Kostensenkung in Frankfurt ergriffen werden müssen“. Eine Ruhe zwischen den Stürmen, auf mehr kann die FR im Moment wohl nicht hoffen.