Wowereit & Olympia
: Runter von der WM-Welle

Was klingt spannender: „langfristige Haushaltskonsolidierung“ oder „Olympia in Berlin“? Auch der Regierende Bürgermeister hat Letzteres gewählt. Jetzt macht er damit Wahlkampf. Klaus Wowereit posaunt, an Berlin gehe bei einer deutschen Bewerbung um die Olympischen Spiele 2016 oder 2020 kein Weg vorbei. Nur: Diese Frage steht gar nicht im Raum.

KOMMENTAR VON MATTHIAS LOHRE

Erstens: Bislang gibt es gar keine Bewerbung des Nationalen Olympischen Sportbunds (DOSB) um die Austragung der Spiele in Deutschland. Zweitens: Wowereit selbst hat zugegeben, dass Olympia 2016 an keine europäische Stadt gehen kann, findet es doch vier Jahre zuvor in London statt. Und Olympia 2020? Das kann Wowereit leichten Herzens fordern. Folgen wird er lange Zeit nicht fürchten müssen. Frühestens im kommenden Jahr beginnen die Planungen für die Vergabe der Riesenspiele.

Dem SPD-Spitzenkandidaten geht es allein um einen Wahlkampfschlager. Etwas, das die seit fünf Jahren gehörte Litanei „Berlin muss sparen“ verstummen lässt. Das hat während der Fußball-WM glänzend funktioniert. Wowereit gab über Wochen erfolgreich den lächelnden Paten der Fanmeile.

Mit dem Olympia-Geschnatter hat der Regierungschef das perfekte Wahlkampfthema gefunden. Wowereit reitet auf dem Ausläufer der Gute-Laune-Welle der WM. Wenn er Glück hat, erreicht er auf ihm die Abgeordnetenhauswahl am 17. September.

Das Beispiel offenbart das Desinteresse der Berliner an harten Politikthemen. Viele Hauptstädter wollen die WM-Euphorie verlängern. Sie bereiten Wowereit erst die Welle, auf der er reiten kann. Doch sie wird brechen, spätestens am Tag nach der Wahl. Was war noch mal „langfristige Haushaltskonsolidierung“?