Friede, Freude, Frankreich

Bei Springer boomen die Anzeigen, nur das Engagement im polnischen Zeitungsmarkt drückt den Gewinn

Was für ein Glück für die Axel Springer AG, dass es die Tageszeitung gibt. Allerdings nicht die aus Berlin, sondern die aus Warschau. Dziennik (wörtlich: Tageszeitung) heißt das Tabloid, das Springer im April dieses Jahres in Polen startete und das dem Verlag so viel Freude macht, dass es der Vorstandvorsitzende Mathias Döpfner gestern in den Mittelpunkt seiner Telefon-Pressekonferenz zur Halbjahresbilanz des Unternehmens stellte.

Mit einer Auflage von über 200.000 Exemplaren habe Dziennik die eigenen Erwartungen fast um ein Drittel übertroffen, überhaupt komme man zusammen mit der 2003 gegründeten Boulevard-Zeitung Fakt in Polen auf Marktanteile von 44 Prozent. Fast Nebensache, dass die Investitionen in die Neugründung die Gewinne gedrückt haben: Im zweiten Quartal wurde nur noch ein Nettogewinn von 44,2 Millionen erzielt (minus 18 Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum). Im Halbjahresvergleich entwickelte sich das Geschäft bei Springer dagegen positiv: Der Nettogewinn von Januar bis Juni lag bei 111,4 Millionen Euro (plus 10 Prozent). Der Umsatz ging allerdings leicht um 1,7 Prozent auf 1,17 Milliarden Euro zurück.

Dennoch schlug Döpfner im Dreiklang der strategischen Ziele – das sind Digitalisierung, Internationalisierung und „Marktführerschaft im deutschen Kerngeschäft“ – vor allem die Internationalisierungstasten kräftig an. Konkret stellte er Engagements auf den Zeitungsmärkten von Spanien und Russland in Aussicht. In Frankreich, wo Springer ein Bild-Pendant entwickelt, prüfe man derzeit die Vertriebs- und Druckmöglichkeiten, über den konkreten Einstieg werde man spätestens zum Jahresende über einen Einstieg entscheiden.

Dass man sich bei Springer auf die Erfolgszahlen aus dem Ausland stürzte, verwunderte nicht – schließlich sieht es auf dem deutschen Markt ein wenig anders aus: Kaum eine Woche ist es her, da Bild und Bild am Sonntag herbe Verluste von 330.000 bzw. 230.000 LeserInnen von der Media-Analyse bestätigt bekamen. Dennoch konnte man auch positive Entwicklungen aus dem Inland vermelden: Die Anzeigenerlöse stiegen um satte 5,9 Prozent auf 511,7 Millionen Euro. Döpfner führte dies auf den allgemeinen Aufschwung auf dem Werbemarkt zurück, den er auch für das zweite Halbjahr 2006 anhalten sieht – auch ein Grund, weshalb der Springer-Vorstand seine Prognose fürs Gesamtjahr heraufgesetzt hat. Man rechnet nun damit, dass man das Rekordergebnis vor Zinsen, Steuern und Firmenwertabschreibungen (Ebita) aus dem Jahr 2005, damals betrug es 338,3 Millionen Euro, wieder erreichen oder sogar leicht übertreffen wird.

Eine Nachricht dürfte Döpfner indes auch persönlich sehr gefreut haben: Nachdem er vor rund zwei Wochen zwei Prozent der Aktien von Haupteigentümerin Friede Springer übernahm, konnte Döpfner verkünden, dass sich der Gewinn pro Aktie auf 3,54 Euro (Vorjahr 3,26 Euro) erhöhte. Auf den Sonderpreis von 52 Millionen Euro für das Aktienpaket angesprochen, meinte er, bei dem Preisnachlass handele es sich um eine „private Geste“ Springers. Will heißen: Nach seinem zweiten Sohn, dessen Patin Springer ist, hat auch Mathias mal ein Geschenk von Tante Friede bekommen. HANNAH PILARCZYK