Noch mehr Menschen ohne Job

Im Juli stieg die Erwerbslosigkeit wieder an – trotz der Fußball-WM. Zahlen über jugendliche Ausbildungsplatzsucher kann die Bundesarbeitsagentur nicht liefern

Die Zahl der Arbeitslosen ist im Juli wieder leicht gestiegen. Ende Juli suchten offiziell 294.000 Menschen eine Stelle, rund 4.000 mehr als im Vormonat. Das teilte die Regionaldirektion der Arbeitsagentur gestern mit. Die Quote stieg auf 17,5 Prozent. Vor einem Jahr war sie noch zwei Prozentpunkte höher.

Der Rückgang der Quote im Vorjahresvergleich ist aber zu einem Großteil auf die Ausweitung der 1-Euro-Jobs zurückzuführen. Diese Arbeitsgelegenheiten werden zwar rechtlich nicht als Arbeitsverhältnis betrachtet. Menschen mit 1-Euro-Job gelten aber nicht als erwerbslos; außerdem tauchen diese Jobs in der Statistik als „offene Stelle“ auf. Die entscheidende Zahl des Arbeitsmarktes – die der sozialversicherungspflichtigen Beschäftigung – zeigt weiter eine rückläufige Tendenz. Ende April gab es in Berlin knapp 4.000 solcher Jobs weniger als im Vorjahr.

Wenig aussagekräftig sind in diesem Jahr die Zahlen zum Ausbildungsstellenmarkt. Hier können die Agenturen die Zahl der noch nicht vermittelten Bewerber – sie lag vor gut einem Monat immer noch bei rund 10.000 – nicht liefern. Grund sei die Umstellung des Vermittlungssystems, sagte Olaf Möller, Sprecher der Regionaldirektion der Arbeitsagentur. Erst Ende September werde diese Zahl vorliegen; sie werde dann auch wieder monatlich bekannt gegeben. Trotz eines höheren Lehrstellenangebotes kamen in Berlin in diesem Jahr auf rund 25.000 Bewerber nur rund 10.000 betriebliche Ausbildungsplätze.

Arbeitssenator Harald Wolf (Linkspartei) sagte, der leichte Anstieg der Erwerbslosenzahl erkläre sich durch ehemalige Azubis und Schulabgänger, die sich nach dem Abschluss arbeitslos gemeldet hätten. Wolf forderte die Bundesregierung auf, Einsparungen bei der Bundesagentur nicht „zur Sanierung des Bundeshaushalts zu missbrauchen“. Vermutlich werde die Bundesarbeitsagentur in diesem Jahr einen Überschuss von 6 Milliarden Euro verbuchen. „Es ist nicht aufrichtig, wenn die Bundesregierung einerseits diese Summe stillschweigend einkassiert und andererseits über eine angebliche Kostenexplosion und einen angeblichen Leistungsmissbrauch im Bereich der Langzeitarbeitslosen lamentiert.“

Die Grünen-Fraktionschefin Sibyll Klotz kritisierte, dass sich die PDS auf Protest gegen die Bundespolitik beschränke, anstatt auf Landesebene die Möglichkeiten von Hartz IV im Sinne der Betroffenen zu nutzen. ROT