Teurer Weg zum Großflughafen

Der Fahrgastverband Igeb kritisiert die geplante Bahnanbindung des Flughafens Schönefeld. Statt aufwändig einen Kopfbahnhof zu bauen, sollte die bestehende Station saniert werden

VON MARLENE WOLF

Der Fahrgastverband Igeb verlangt den Verzicht auf den geplanten Neubau eines Bahnhofs am Großflughafen Schönefeld. Dieser sei „teuer und ungeeignet“ für den Transport der erwarteten Fluggäste, sagte Christfried Tschepe gestern auf einer Pressekonferenz.

Das aktuelle Konzept sieht vor, dass unter dem Flughafen Berlin Brandenburg International (BBI) ein neuer Tunnelbahnhof entsteht, in dem sowohl Fernzüge als auch S-Bahnen halten sollen. 636 Millionen Euro soll der Bau kosten. Dem Fahrgastverband ist das zu viel. Die Regionalisierungsmittel des Landes, die dafür verwendet werden, würden an anderer Stelle fehlen; der Igeb befürchtet, dass deswegen Strecken in Berlin und Brandenburg stillgelegt werden müssten.

Der Fahrgastverband hat deswegen ein Alternativkonzept entwickelt. Es sieht Ausgaben in Höhe von rund 150 Millionen Euro vor. Dafür wird auch kein neuer Bahnhof gebaut, sondern der bestehende saniert. Da dieser jedoch gut zwei Kilometer von dem geplanten neuen Terminal entfernt ist, soll von dort ein Shuttlezug die Passagiere zum Flughafen transportieren.

Jutta Matuschek, die verkehrspolitische Sprecherin der Linkspartei im Abgeordnetenhaus, hält diesen Vorschlag für falsch. Dass mit Gepäck beladene Passagiere für einen Weg von fünf Minuten noch einmal aus- und umsteigen müssten, sei fahrgastunfreundlich. Der Pressesprecher des Flughafens Schönefeld, Ralf Kunkel, sieht das genauso. Er verstehe nicht, „wieso sich ausgerechnet ein Fahrgastverband dafür einsetzt, dass sich die Situation für die Passagiere verschlechtert“. Sein Ziel, dass jeder zweite Fluggast mit Bus oder Bahn anreist, sei nur durch eine umsteigefreie Fahrt zu erreichen.

Hauptkritikpunkt des Fahrgastverbands ist aber die Lage des geplanten Bahnhofs und seine Regionalanbindung. Da die neue Station als Kopfbahnhof konzipiert ist, könne dieser nur aus wenigen Richtungen angefahren werden – vornehmlich aus Berlin. Die Bahntrasse soll im Osten an die Strecke nach Cottbus angeschlossen werden und im Westen über Lichtenrade und den Tiergartentunnel bis zum Hauptbahnhof führen. Passagiere aus vielen Teilen Brandenburgs könnten deswegen nicht direkt zum Flughafen kommen. Der Igeb wies außerdem darauf hin, dass die S-Bahn zum neuen Bahnhof eine acht Kilometer lange Schleife fahren müsste; die Fahrzeit würde sich deswegen deutlich verlängern.

Tschepe kritisierte zudem die vielen geplanten Shuttle-Züge und S-Bahnen, die jeden Tag aus der Innenstadt zum Flughafen fahren sollen. Nach Vorstellungen der Senatsverwaltung ist bei den Zügen ein Takt von 15 Minuten vorgesehen, die S-Bahn-Linien sollen alle zehn Minuten den BBI anfahren. Dem Igeb ist das zu oft. Für die Zeit nach dem Ausbau des Flughafens würden zwar 22 Millionen Fluggäste pro Jahr erwartet, pro Stunde wären aber nur rund 400 Passagiere unterwegs. Die Folge: Viele Züge und S-Bahnen wären fast leer. Auch hier würde Geld verschwendet.

Die Vorschläge des Igeb gehen der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung jetzt „umgehend“ zu, erklärte Tschepe. Denn laut der Senatsverwaltung sind Details im Verkehrskonzept für den BBI noch ungeklärt. Man sei „für vernünftige Vorschläge“ offen, so eine Sprecherin der Senatsverwaltung. Ende September soll mit dem Bau des Bahnhofs begonnen werden.