Der ultimative Schock

Das Fantasy-Filmfestival tourt jetzt bereits zum 20. Mal durchs Land. In NRW gruselt der blutige, aber publikumswirksame Mix aus der aktuellen Horror- und Sci-Fi-Welt in Bochumer und Kölner Kinos

VON TIMO JOSEFOWICZ
UND MARCUS OFFERMANNS

Für den Betriebsausflug seiner europäischen Verkaufsabteilung hat sich der internationale Rüstungskonzern Palisade Defence einen besonderen Leckerbissen ausgedacht: ein Wochenende im Ostblock. Mitten im Wald soll der dreitägige Aufenthalt in einer gerade gekauften Firmenimmobilie für frischen Teamgeist sorgen. Doch dummerweise hocken dort im Keller degenerierte, aber hoch qualifizierte Kriegssöldner. Das Gemetzel beginnt.

Mit der Weltpremiere der britischen Slasherkomödie „Severance“ (Großbritannien 2006) von Christopher Smith eröffnete am Mittwoch in Bochum das Fantasy Filmfest 2006. Es gilt als eines der sechs wichtigsten europäischen Filmfestivals – und unter Fans schon lange als Pflichttermin. Mit „ein guter Schwall Blut hat einem Film noch nie geschadet“, begrüßte Managing Director Frederike Dellert die knapp 250 Fans im klassischen Union-Kino. Die bekennende Splatterfreundin hatte sich dafür eingesetzt, das Festival gerade mit „einem solchen Partyfilm“ eröffnen zu können. „Viel Spaß, es ist nur ein Film“ konnte Dellert noch den wenigen nicht Eingeweihten zurufen, dann ging der Vorhang auf für das bluttriefendste, die Magen- und Lachmuskeln attackierende Splatterfest des Jahres.

Das Fantasy Filmfest gastiert zum ersten Mal in seiner bereits 20-jährigen Geschichte in der Ruhr-Metropole und gewährt aktuelle Einblicke in die Welt des Thriller, Horror und Science-Fiction. In diesem Jahr gastiert die blutige Filmschau zeitgleich auch im Kölner Cinedom. Es ist ein rein kommerzielles, publikumsorientiertes Filmfestival. Im Gegensatz zu anderen Festivals gilt es nicht, eine Jury zu überzeugen oder lukrative Preise abzukassieren. Hier steht einzig und allein das Vergnügen des Zuschauers im Vordergrund.

So sieht das jedenfalls der Veranstalter Rosebud Entertainment. Und so stellt er auch in diesem Jahr wieder eine breite Genre-Mischung aus cineastischen Leckerbissen zusammen, die nicht nur im Originalton, sondern ungekürzt vorgeführt werden. Auch wenn der Kommerz regiert, die Streifen, die ihren Weg in das knapp 70 Filme umfassende Programm – mit 50 Deutschlandpremieren und etwa einem Dutzend Welt- und Europapremieren – gefunden haben, sind weit entfernt von typischer Hollywood-Mainstream-Ware.

Beim Fantasy-Filmfest laufen keine uninspirierten Remakes oder dahin gedudelte Massenware, sondern brandheiße Genrehighlights. Nicht umsonst haben Kultfilme und Klassiker des phantastischen Films, wie das Schweigen der Lämmer, Scream oder Pulp Fiction ausgerechnet hier ihre Premiere gefeiert. Erneut dabei in diesem Jahr ist die Focus-Asia-Reihe, in der einige der besten Blockbuster aus dem schon seit Jahren boomenden asiatischen Raum gezeigt werden. Korea, Thailand, China und Japan haben schon lange wesentlich mehr zu bieten als Pokemon und Kung-Fu-Filme.

Den Eröffnungsabend in Bochum beendete deshalb auch der Serienkiller-Thriller „Princess Aurora“ (Korea 2005) von Bang Eun-jin, der auch zahlreiche koreanische Muttersprachler ins Kino lockte. Die koreanische Schauspielerin Bang Eun-jin (bekannt als besessene Köchin aus Park Chul-soo‘s schwarzer Komödie „301 302“) gibt hier ein fulminantes Regiedebüt in makellosen, unterkühlten Bildern.

Bis 09. August 2006Bochum (Union) und Köln (Cinedom)Infos: www.fantasyfilmfest.com