Die internationale Gemeinschaft muss Israel aus diesem Krieg helfen
: Es fehlt die Exit-Strategie

Stell dir vor, der Krieg geht weiter und keiner weiß warum. Das libanesische Volk habe verstanden, so schrieb der Schriftsteller Amos Oz kürzlich in einem öffentlichen Appell, mit welcher Entschlossenheit Israel seine Bürger zu schützen bereit sei. Deshalb könne die Armee ihre Angriffe im Libanon jetzt einstellen.

Die Tragödie ist aber, dass Israel mit seiner unmissverständlichen Botschaft an den Libanon nur einen Teilerfolg erreicht hat. Ein Erfolg, der für sich genommen wenig taugt. Denn Ziel der Angriffe sind nicht die libanesischen Zivilisten, sondern die Hisbollah. Und die hat die Lektion noch längst nicht gelernt. Im Gegenteil, sie zeigt sich, wie sich an dem unvermindert fortgesetzten Raketenbeschuss auf Israel zeigt, vorerst wenig beeindruckt.

Problematisch für Israel ist das Fehlen eines militärischen Ziels, das man dem Publikum präsentieren könnte. Kaum jemand gibt sich noch der Illusion hin, man könne Hassan Nasrallah erwischen. Dumm ist, dass es noch nicht einmal ein Denkmal von ihm gibt, das man vor den laufenden Kameras der internationalen und vor allem arabischen Fernsehkanäle zum Sturz bringen könnte.

Israel hat sich in eine verzwickte Lage manövriert, indem es die Offensive begann, ohne konkrete Vorstellungen über den möglichen Ausgang zu haben. Militärisch ist die Armee keinen erkennbaren Schritt weitergekommen; selbst die beiden entführten Soldaten befinden sich noch immer in den Händen ihrer Geiselnehmer. Die israelischen Angriffe jetzt einzustellen, könnte als Kapitulation empfunden werden, die Hisbollah-Chef Hassan Nasrallah als Sieg für sich verbuchen würde: Er wäre der Held, der die zionistische Armee zum zweiten Mal in die Flucht jagt. Welch folgenschwere Signalwirkung ein solcher Schritt haben kann, musste Israel schon vor sechs Jahren erkennen. Kaum drei Monate nach dem einseitigen israelischen Abzug aus dem Libanon begann die zweite palästinensische Intifada. „Wir tun es unseren Brüdern nach“, hieß es damals in Ramallah und Hebron. „Die Hisbollah hat uns gezeigt, wie es geht.“

Der Weg aus dieser verzwickten Lage kann nur von der internationalen Gemeinschaft geebnet werden. Und die lässt sich Zeit. SUSANNE KNAUL