WAS MACHT EIGENTLICH ... die SPD?
: Spielend Wahlkampf

Gegen spielerische Forschung ist grundsätzlich nichts einzuwenden. So manche wissenschaftliche Entdeckung wurde im Tag- oder Nachttraum gemacht – man denke an Newton, den Apfel und die Schwerkraft oder an die molekulare Struktur des Benzols, die ein bedeutender Chemiker nach langer ergebnisloser Suche im Schlaf erkannte. Und viele nützliche Dinge, die uns den modernen Alltag erleichtern, sind quasi Ab- und Zufallsprodukte des Herumtüftelns von Experten – wie die Teflonpfanne oder der Post-it-Zettel.

So gesehen ist der Berliner SPD kein Vorwurf daraus zu machen, dass die „Wissenschaftlerin“ auf einem ihrer Wahlkampf-Großplakate keineswegs mit kostbarem Hightech-Gerät hantiert, sondern mit einem Modell aus dem Baukasten „3D Industry Robots“ der Spielzeugmarke Fischertechnik. Wer als Kind Freunde hatte, die sich statt in Lego- und Playmobil-Welten in die Bausätze aus dem badischen Waldachtal vertieften, weiß: Da wuchsen ganze Generationen von Erfindern heran.

Weniger in Ordnung ist da schon, dass die von den Sozialdemokraten beauftragte Werbeagentur den Hersteller – der den betreffenden Bastelkasten nachweislich verschickt hat – nicht über die propagandistische Verwertung informiert hat. Großzügigerweise sehen die Fischerwerke von einer juristischen Verfolgung dieses Tatbestands ab.

Ganz und gar zur Witznummer gerät jedoch das Plakat („Konsequent ideenreich – Platz 2 der innovativsten Regionen Europas“) durch ein weiteres Accessoire: Einer Kollegin in der Redaktion war es bereits als denk- und merkwürdig aufgefallen – sie konnte nur nicht genau begründen, warum. Jetzt wissen wir es: Eine Schutzbrille benötigt man beim Umgang mit mechanischem Tüftlerspielzeug nun wirklich nicht. CLP
FOTO: SPD