CDU
: Billiger Knüller

Das Rote Rathaus. Zu Klängen aus Tschaikowskys „Nussknacker“ gleitet die Kamera durch ein Büro, die Bärenflagge an der Wand signalisiert: Hier arbeitet der Regierende. Arbeitet? Am Rand des Schreibtischs, offenbar unangetastet: dicke Akten mit dem Aufdruck „Dringend“. Dann ein Sammelsurium von Einladungskarten – zur Loveparade, zum Spargelessen –, alle versehen mit Post-its: „Ja, gern“, „Komme“. Des Weiteren: ein Buch über „Golf“, ein Foto von Desirée Nick, ein Whiskeyglas, Kopfschmerztabletten, eine geöffnete Flasche Champagner – und ein hochhackiger roter Damenschuh. Auf der Tonspur werden Arbeitslosen- und Kriminalitätszahlen verlesen. Dann klebt eine Hand noch einen Zettel an die Lehne des Bürosessels: „Bin zur Party. Klaus W.“

Friedbert Pflüger tritt ins Bild. Er zerknüllt mit übertriebener Geste das Papierchen und sagt seinen Spruch: „Berlin wird unter Wert regiert. Berlin kann mehr“, usw.

Gesellschaftliche Veränderungen kommen bekanntlich bei der CDU zuletzt an. Regieren heißt auch Repräsentieren – und manchmal eben Party. Dass Klaus Wowereit sich längst Zurückhaltung bei Spaß-Auftritten auferlegt hat, passt natürlich nicht in eine Diffamierungskampagne. Ästhetisch betrachtet ist der Streifen ein Kalauer, politisch eine Unverschämtheit. CLP

Demnächst im RBB: 15. 8., 19.57 Uhr