Tod, Zerstörung, Flucht

Nach einem Monat Krieg im Libanon halten sich beide Seiten mit Ankündigungen über einen schnellen Sieg zurück

VON KERSTIN SPECKNER

Mittwoch, 12. Juli: Zwei im Grenzgebiet zum Libanon patroullierende israelische Soldaten werden entführt. Die Hisbollah gibt am Vormittag bekannt, sie habe die Männer in ihrer Gewalt.

Israels Ministerpräsident Ehud Olmert nennt das einen „Kriegsakt“. Im Grenzgebiet kommt es zu Gefechten.

Ehud Olmert: „Sie werden scheitern und einen hohen Preis zahlen.“

Donnerstag, 13. Juli: Israel bombardiert den Flughafen von Beirut, die schiitischen Viertel im Süden der Stadt und verhängt eine Seeblockade über das Land. Unter den ersten Zielen ist die Zentrale des Hisbollah-Senders al-Manar. Der Ölpreis steigt auf ein Rekordhoch. Der Flugverkehr nach Beirut wird eingestellt.

US-Außenministerin Condoleezza Rice: „Es ist extrem wichtig, dass Israel bei den Akten der Selbstverteidigung Zurückhaltung übt.“

Samstag, 15. Juli: Hisbollah-Chef Hassan Nasrallah erklärt Israel den Krieg. In Nordisrael wird eine „Sondersituation“ ausgerufen, öffentliche Einrichtungen schließen, „Patriot“-Abwehrrakteten werden stationiert. Sie sollen vor allem die Großstadt Haifa schützen. Das Auswärtige Amt gibt eine Reisewarnung für den Libanon heraus

Entwicklungshilfeministerin Wieczorek-Zeul: „Dass mittlerweile zivile Einrichtungen und Zivilisten in einem anderen Staat bombardiert werden, ist völkerrechtlich völlig inakzeptabel.“

Sonntag, 16. Juli: Zum ersten Mal treffen Raketen Haifa. Acht Zivilisten sterben. Libanons Präsident Emile Lahoud wirft Israel den Einsatz international geächteter Phosphorbomben vor.

Hassan Nasrallah: „Die arabische Welt hat eine historische Chance, die Zionisten zu besiegen.“

Dienstag, 18. Juli: Ein erstes Flugzeug mit etwa 450 Libanon-Flüchtlingen landet in Paris. Im Libanon sind nach UN-Angaben eine halbe Million Menschen auf der Flucht. Die Hisbollah beschießt Haifa massiv mit Raketen, in Naharija stirbt ein Zivilist. Beirut steht seit einer Woche unter Beschuss. Das schiitische Viertel Haret Hreik wird stark zerstört.

US-Präsident George W. Bush: “Syrien versucht, in den Libanon zurückzukehren.“

Freitag, 21. Juli: Israel hat an der Grenze Soldaten und Panzer zusammengezogen und fordert die Bevölkerung auf, den Südlibanon zu verlassen. Zypern bittet um Hilfe: Auf der Insel befinden sich rund 20.000 Flüchtlinge.

Der Vorsitzende der linken Meretz-Partei Israel : „Ich befürchte sehr, dass wir in den Libanon einmarschieren, ohne dies anzukündigen.“

Dienstag, 25. Juli: Vier UN-Soldaten werden durch einen israelischen Luftangriff auf ihren Posten getötet. UNO-Generalsekretär Kofi Annan spricht von „Absicht“. Israel reagiert empört auf diesen Vorwurf, bedauert aber den „Fehler“.

EU-Chefdiplomat Javier Solana: „Ich würde mir wünschen, dass die Hisbollah am Ende eine politische Partei wird, die eine wichtige Rolle im politischen Leben des Libanon spielt.“

Mittwoch, 26. Juli: In Italiens Hauptstadt endet die Nahostkonferenz. Die Teilnehmer – Politiker aus 20 Staaten – fordern das Ende der Kämpfe und eine internationale Friedenstruppe in der Region.

Bundesaußenminister Frank-Walter Steinmeier: „Die politische Schockstarre ist damit überwunden.“

Sonntag, 30. Juli: Israel bombardiert das Dorf Kana. 56 Menschen sollen ums Leben gekommen sein. Den ganzen Tag überzeigt das libanesische Staatsfernsehen Bilder der Opfer. Später wird die Opferzahl auf 28 reduziert. Israel stimmt einer Feuerpause von 48 Stunden zu.

Syriens Präsident Baschar Al-Assad: „Das Massaker, das heute von Israel in Kana verübt wurde, zeigt das Barbarische dieses aggressiven Gebildes.“

Montag, 31. Juli: Vor der Küste Libanons treibt ein riesiger Ölteppich, nachdem ein Kraftwerk südlich von Beirut bombardiert worden war. In Beirut zerstören wütende Demonstranten das UN-Hauptquartier.

Kurt Beck: „Es ist sicher so, dass ein Einsatz deutscher Soldaten nicht völlig ausgeschlossen ist, da hat sich vieles verändert.“

Donnerstag, 3. August: Die Hisbollah startet eine Großoffensive mit rund 230 Raketen. Ein israelischer Zivilist stirbt. Nasrallah droht mit Raketenangriffen auf Tel Aviv, falls Beirut weiter beschossen werde. Der israelische Verteidigungsminister weist die Armee an, sich auf die Einnahme des kompletten Südlibanon vorzubereiten.

Israels Ministerpräsident Ehud Olmert: „Es gibt zurzeit keine Nation, die sich Israel gegenüber freundschaftlicher verhält als Deutschland.“

Freitag, 4. August: In Israel schlagen erstmals rund 80 Kilometer von der Grenze entfernt Raketen ein. Bundesinnenminister Wolfgang Schäuble weist einen Abschiebestopp für Libanesen an.

Ali Dschanati, iranischer Mullah: „Es ist eine religiöse Pflicht, der Hisbollah politisch und finanziell zu helfen.“

Sonntag, 6. August: Die israelische Armee gibt bekannt, sie habe ein Mitglied des Hisbollah-Kommandos festgenommen, das die beiden israelischen Soldaten entführt hat.

Syriens Außenminister Walid Muallem: „Wenn sie wollen, bin ich bereit, als Soldat Sajjed Hassan Nasrallah zur Verfügung zu stehen.“

Montag, 7. August: Die libanesiche Regierung beschließt, nach dem Abzug Israels aus dem Süden 15.000 eigene Soldaten dorthin zu verlegen. Libanons Ministerpräsident Fuad Siniora bricht vor den arabischen Außenministern über die Kriegsfolgen in Tränen aus.

Jossi Kuperwasser, israelischer General: „Die Hisbollah zu vernichten, ist nicht wie Pizza bestellen. Das braucht Zeit.“

Dienstag, 8. August: Israel bietet den Abzug seiner Soldaten aus dem Südlibanon an, sofern dort eine starke internationale Sicherheitstruppe stationiert werden sollte. Die Bundeswehr schickt Soldaten nach Beirut, um die deutsche Botschaft zu schützen. Narallah begrüßt den Beschluss, libanesische Truppen in den Süden zu schicken.

Drusenführer Walid Dschumblatt: „Sich einverstanden erklären ist eine Sache, die Fakten dann akzeptieren eine andere.“