absage aus warschau
: Es geht auch ohne Populisten

Jetzt also auch die Städtepartnerschaft Berlin/Warschau. Es scheint derzeit, als wäre den rechten Politikern in Polen nichts mehr heilig – außer dem eigenen Populismus.

KOMMENTAR VON UWE RADA

Zwar versicherte der amtierende Stadtpräsident von Warschau, Kazimierz Marcinkiewicz, die kurzfristige Absage seines Berlinbesuchs habe nichts mit der Partnerschaft beider Städte zu tun. Doch das ist lediglich diplomatische Schadensbegrenzung. Nichts hätte die Wertschätzung der Partnerschaft besser unterstreichen können als die Eintragung ins Goldene Buch und die Eröffnung der Ausstellung „Warschau in Berlin“. Um die Ausstellung „Erzwungene Wege“ des Bundes der Vertriebenen hätte der Stadtpräsident ja einen großen Bogen machen können.

Aber nein, es musste mal wieder eine Brüskierung her. Das mag ärgerlich sein, eine Katastrophe ist es nicht. Der Austausch von Künstlern und Verwaltungsfachleuten, mithin also der Alltag zwischen beiden Städten, funktioniert auch ohne einen populistischen Stadtpräsidenten. Er hat sogar funktioniert, als der nunmehrige polnische Staatspräsident Lech Kaczyński dieses Amt innehatte – und, daran sei erinnert, es fertiggebracht hatte, in seiner Amtszeit die Partnerstadt Berlin kein einziges Mal zu besuchen.

Zu dieser Zivilgesellschaft gehört aber auch eine eindeutige Absage an den Populismus – und zwar auf beiden Seiten. Die übergroße Mehrheit der in Berlin lebenden Polen findet die Regierung in Warschau inzwischen mehr als peinlich.

Wenn nun aber die fortgesetzten Peinlichkeiten auch Berlin erreichen, wäre ein Mehr an öffentlich formulierter Kritik der gemeinsamen Sache bestimmt nicht hinderlich. Auch wenn die Partnerschaft lebt – sie muss auch am Leben erhalten werden.