Nazis greifen in Wismar Demonstranten an

Angreifer kamen mit Baseballschlägern bewaffnet aus einem Nazi-Laden. Polizisten konnten sie nur mit Androhung von Schusswaffeneinsatz stoppen. Bündnis „Keine Stimme den Nazis“ demonstriert gegen NPD-Landtagswahlkampf

Am Samstag konnte die Polizei in Wismar eine Gruppe von Neonazis nur mit gezogenen Pistolen stoppen. Sie wollten eine Demonstration gegen den Landtagswahlkampf der NPD angreifen. Über 100 Teilnehmer waren zu der Aktion der Kampagne „Keine Stimme den Nazis“ gekommen.

Als die Anti-NPD-Demonstranten an dem rechten Szeneladen „Werwolfshop“ vorbeikamen, hielten sich dort nach Angaben eines Polizeisprechers 30 Neonazis auf. Als sie die Demonstration sahen, stürmten fünf von ihnen mit Baseballschlägern heraus. Der Polizeisprecher meinte, die Demonstranten hätten Steinchen an die Fassade des Hauses geworfen. Dem widersprachen die Veranstalter: „Das war eine friedliche Spontanaktion“, sagte Maria Hinrich von der Kampagne. Ein Augenzeuge berichtete, dass die Neonazis die metallenen Schläger schon auf Schulterhöhe hatten, um zuschlagen zu können. Sie hätten „mit voller Wut eingedroschen“.

Die beiden Polizeibeamten, die zwischen den Angreifern und den Demonstranten standen, zogen ihre Dienstwaffen. Sie hielten die Pistolen auf Kniehöhe und drohten den Neonazis, sie einzusetzen. „Die Beamten sahen in dem Moment keine andere Lösung, um die Situation zu entschärfen“, erklärt der Polizeisprecher. Schießen mussten sie nicht. Die Neonazis ließen die Baseballschläger fallen. Einer von ihnen versuchte noch, auf die Demonstranten einzuschlagen und warf eine Bierflasche in ihre Richtung. Der Mann wurde von der Polizei festgenommen, kam aber am Abend wieder frei. Er sei „einschlägig bekannt“, so der Polizeisprecher.

Schon vor Monaten hatte das „Mobile Beratungsteam für demokratische Kultur“ gewarnt, dass in Wismar „mehrere Cliquen aktiv sind“. Im April verletzten mehrere Männer einen Togoer schwer; im Mai war ein Inder unter Neonazi-Gegröle verprügelt worden (taz berichtete). Bei dem Angreifer, der verhaftet wurde, handelte es sich nach Angaben der Demonstranten um einen „bekannten Neonazi“. Er soll den Szenetreffpunkt „Wolfshöhle“ betreiben und Kontakte zur NPD haben.

Der Kampagne „Keine Stimme den Nazis“ gehören über 40 Gruppen, Bands und Clubs an. Während des Wahlkampfes in Mecklenburg-Vorpommern planen die Mitglieder, Aktionen gegen die NPD durchzuführen. „Unser Ziel ist, den Einzug der NPD in den Landtag zu verhindern“, sagt Sprecherin Hinrich.

Andreas Speit