Personalkarussel in der Sozialbehörde

Behördenreferent Dirk Bange verliert die Zuständigkeit für Heim in der Feuerbergstraße und leitet bald Kita-Abteilung. Ex-Jugendamts-Chefin Vera Birtsch, einst als Heim-Kritikerin abgetreten, wird wieder Vize-Amtsleiterin

In Hamburgs Sozialbehörde dreht sich munter das Personalkarussell: Zwei „erstaunliche Personalien“ erkennen Fachkreise in dem aktuellen Behörden-Organigramm: So wird Vera Birtsch, bis August 2002 Leiterin des Amtes für Jugend, nach vier Jahren Pause wieder annährend auf ihren alten Posten gesetzt. Sie ist seit dem 1. August 2006 stellvertretende Chefin des „Amtes für Familie, Jugend und Sozialordnung“ und wird damit ihrem Nachfolger Uwe Riez zur Seite gestellt. Dieser hatte im Parlamentarischen Untersuchungsausschuss (PUA) zur Feuerbergstraße wenig geschickt agiert und ist bei der CDU auch wegen seiner Rolle im früheren PUA-Filz ein Dorn im Auge.

Birtsch gilt als bundesweit anerkannte Fachfrau in Sachen Jugendhilfe und hatte sich in früheren Studien kritisch gegenüber der Wiedereinführung geschlossener Heime ausgesprochen. Als Sozialsenatorin Birgit Schnieber-Jastram (CDU) im Sommer 2002 auf Drängen des damaligen Koalitionspartner Ronald Schill ein Konzept für ein geschlossenes Heim anforderte, übernahm Birtsch prompt „andere Aufgaben“, wie aus der Behörde verlautete. Eigens für sie wurde ein „Forschungsreferat für Familien-, Jugend- und Sozialpolitik in Deutschland und Europa“ geschaffen – nennenswerte Bedeutung erlangte es keine.

An Birtschs Stelle half fortan einer ihrer Mitarbeiter, Dirk Bange, das gewünschte Konzept für die Feuerbergstraße zu schreiben – und stieg rasch zum Abteilungsleiter auf. Er wurde für delinquente Jugendliche zuständig, später wurde ihm das für deren bessere Erfassung geschaffene „Familieninterventionsteam“ (FIT) unterstellt. Beide Bereiche wird Bange laut dem neuen Organigramm jetzt los. Stattdessen soll er künftig die Kita-Abteilung übernehmen, deren bisheriger Leiter Anselm Sprandel Verwaltungschef wird.

„Der neue Staatsrat Dietrich Wersich räumt auf“, kommentiert der SPD-Abgeordnete Thomas Böwer die Vorgänge. Beide Personalien seien „Eingeständnis einer fehlgeleiteten Behördensteuerung“ und Resultat aus den „Skandalen rund um die Feuerbergstraße“, davon ist auch GAL-Jugendpolitikerin Christiane Blömeke überzeugt.

„Das Ganze ist nach Außen ein hochpolitisches Thema“, räumt Behördenstaatsrat Wersich gegenüber der taz ein. „Nach Innen ist es bei weitem nicht so“. Riez‘ Arbeit stehe nicht in Frage und Bange gebe seine Bereiche nur ab, um den für die Kitas zu übernehmen. Birtsch werde inhaltlich nicht für die Jugendhilfe, sondern nur für Familienpolitik zuständig sein. Dass die einstige Kritikerin das Konzept der geschlossenen Unterbringung ablehne, kann Wersich nicht bestätigen: „Inhaltlich“, sagt er, habe Birtsch „kein Problem mehr damit.“ KAIJA KUTTER