Berlins Köpfe rufen nach Kunsthalle

Nach dem Erfolg des White Cube in der Palastruine wollen Prominente aus der Kulturszene eine Kunsthalle in der Hauptstadt haben. Die soll mitten auf dem Schlossplatz entstehen und die bloße Begrünung des Platzes nach dem Abriss verhindern

Von uwe rada

In die Diskussion um die Zwischennutzung des Schlossplatzes kommt neuer Schwung. Auf Initiative der Zeitschrift Monopol haben prominente Personen aus der Kunst- und Kulturszene nun einen neuen Nutzungsvorschlag unterbreitet. „Ein Museum auf Zeit für die Kunst von heute“ soll der zeitgenössischen Kunst jene Kunsthalle geben, die Berlin bislang vermisst. „Es geht uns um keine neue Schlossdebatte“, schreiben die Monopol-Herausgeber Florian Illies und Amelie von Heyebreck, „es geht uns um eine kreativere Zwischennutzung für den vielleicht wichtigsten Platz der Nation.“

Neu ist die Forderung nach einer Kunsthalle allerdings nicht. Bereits in den letzten Wochen der Zwischennutzung der Palastruine hatten sich die Berliner und überregionalen Feuilletons überrascht gezeigt. Im „White Cube“, einem weißen Raum im ersten Stock der Ruine, sei während der Ausstellung „362710“ im vergangenen Dezember eine Sensation zu vermelden gewesen, schrieb etwa Niklas Maak in der FAZ: „Berlin hat eine neue Kunsthalle – und noch vor einem Monat wußte keiner etwas davon: die Künstler nicht, die Organisatoren nicht, die Stadt nicht.“ Enden ließ Maak sein Plädoyer mit den Worten: „Will man, nur um dem Sozialismus noch nachträglich eins auszuwischen, eine weitere öde, leere Fläche im Herzen der Stadt statt eines Ortes, an dem solche Ausstellungswunder stattfinden?“

Nein, meint nun auch die Kulturprominenz von Christina Weiss bis Peter Raue, von Klaus Staeck bis David Chipperfield. Und nein meint auch der wichtigste Anrainer des Platzes, Michael Zürn von der Hertie School of Governance. „Es kann nicht sein, dass über einen der wichtigsten Plätze der Republik und seine bewegte Geschichte einfach Gras wächst“, ist Zürn überzeugt. Deutlicher könnte das Votum gegen die Pläne von Stadtentwicklungssenatorin Ingeborg Junge-Reyer (SPD) nicht ausfallen. Sie will den Schlossplatz nach dem Abriss der Palastruine bis zum Bau des Humboldt-Forums begrünen. Derzeit läuft dazu ein Wettbewerb.

Um ihrer Forderung nach einer Kunsthalle Nachdruck zu verleihen, haben die Monopol-Macher gleich auch noch ein paar Architekturmodelle in Auftrag gegeben. Eines davon stammt vom Büro Sauerbruch Hutton und trägt bezeichnenderweise den Titel „White Cube“. Die anderen Entwürfe stammen von Meinhard von Gerkan, Schneider + Schumacher, Graft Architekten und Bottega + Ehrhardt. Allen Arbeiten gemein ist – wie auch den Entwürfen, die beim taz-Wettbewerb zum Schlossplatz prämiert wurden –, dass sie nicht mehr dem Palast der Republik hinterhertrauern, sondern einen eigenen Akzent für die nächsten Jahre setzen wollen.

Zu diesem Akzent gehört aber auch die Kritik, ohne die der Ort nicht zu dem geworden wäre, was er ist. In den Entwürfen von Monopol, so meinen die Abrissgegner des Palastes, „manifestiert sich, was die letzten 15 Jahre diesen Ort bestimmte: Ignoranz“. Nun also gehe die Diskussion in die nächste Runde, heißt es sarkastisch in einer Stellungnahme, die am Montagabend in der Hertie-School bei der Präsentation der Architekturmodelle für die Kunsthalle verteilt wurde. Neuer Titel: „Die Verschönerung des Debakels. Moderne Kunst als Instrument.“