Japaner machen Ökoranking unter sich aus

Der Honda Civic verdrängt den Toyota Prius von Platz 1 der VCD-Umweltliste. Deutsche Hersteller abgeschlagen

BERLIN taz ■ Nichts ist unmöglich. Auch nicht, ein besseres Auto zu bauen als Toyota. In der Auto-Umweltliste 2006/2007 des Verkehrsclubs Deutschland (VCD) rangiert der Toyota Prius, Sieger der beiden Vorjahre, nur auf Rang zwei. Ganz vorn diesmal: der Honda Civic Hybrid – auch ein Japaner, auch ein Wagen mit der Doppellösung Benzinmotor plus Elektroantrieb. Das Hybrid-Konzept sei zwar „kein Allheilmittel“, sagte VCD-Vizechef Hermann-Josef Vogt. Aber es zeige „einen Weg, wie man den Treibstoffverbrauch senken kann“. Die deutschen Hersteller hinken nicht nur auf diesem Weg „erheblich hinterher“. Unter den Top Ten findet sich nur ein deutsches Modell: der Volkswagen Polo Blue Motion, ein Diesel.

Für sein 17. Ranking hat der VCD wieder 350 aktuelle Modelle verglichen. Entscheidend war dabei, wie stark sie das Klima belasten und wie sehr sie Mensch und Natur durch Lärm und Abgase schädigen. Als meistunterschätzte Gefahr stufen die Experten den Lärm ein. Dabei sei es statistisch wahrscheinlicher, an einem Herzinfarkt durch zu viel Krach zu sterben als an einer durch Rußpartikel bedingten Krebserkrankung. Für die Kür des Honda Civic, der sich ansonsten ein Kopf-an-Kopf-Rennen mit dem Prius lieferte, war denn auch ausschlaggebend, dass er mit 68 Dezibel am leisesten ist.

Unter den VCD-Top-Ten finden sich vor allem bekannte Namen. Platz drei teilen sich die Vorjahreszweiten Citroen C 1, Peugeot 107 und Toyota Aygo. Sie werden mit identischer Antriebstechnik und Plattform unter der Regie von Toyota in Tschechien gebaut. Und sie zeigen, dass Öko nicht teuer sein muss: Sie verbrauchen 4,6 Liter Sprit und kosten 9.000 Euro – der Honda Civic ist mit 22.900 Euro 150 Prozent, der Prius mit 24.500 Euro sogar 170 Prozent teurer. Billigstes der besten Autos ist der Daihatsu Cuore auf Rang 6 für 7.995 Euro.

Das bescheidene Abschneiden der deutschen Autobauer liegt nicht daran, dass sie keine umweltfreundlicheren Autos bauen könnten. Immerhin hatte Audi schon 1977 einen Hybrid entwickelt, das Konzept dann aber nicht weiterverfolgt. Und auch Volkswagen mit dem Dreiliter-Diesel Lupo und Audi mit dem A 2 haben schon erste Plätze in der Umweltliste belegt, ebenso wie der Smart. Aber die Modelle wurden dann eingestellt oder ökologisch verschlechtert. So hätte der Smart FourTwo Diesel auch dieses Jahr eine Chance auf einen Spitzenplatz gehabt – wenn er denn einen geregelten Dieselpartikelfilter hätte, der den Feinstaubausstoß minimiert und mittlerweile auch bei deutschen Neuwagen eigentlich die Regel ist. Auch der Opel Corsa ECO 1,0, der 2005 Sechster war, wurde überarbeitet. „Leider“, meint VCD-Experte Gerd Lottsiepen: Er kommt nun 15 Zentimeter länger und 100 Kilogramm schwerer auf den Markt – mit entsprechend höherem und klimaschädlicherem Verbrauch. BEATE WILLMS

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