Philippinische Ölpest weitet sich aus

Der gesunkene Tanker verliert weiterhin Öl. Internationale Hilfe ist unterwegs

BERLIN taz ■ Für die philippinische Küstenwache hat ein Wettlauf gegen die Zeit begonnen. Nach dem Untergang der „Solar I“ vor gut einer Woche läuft weiter Öl ins Meer. Um die bisher verheerendste Ölpest des Landes in den Griff zu bekommen, müsse das Schiff möglichst schnell aus 900 Meter Tiefe geborgen werden. Noch sei nur einer von insgesamt zehn Tanks beschädigt, erklärte die philippinische Küstenwache. Um das Leck abzudichten, seien allerdings spezielle Geräte notwendig, über die die Philippinen nicht verfügten. Gestern entsandte die Umweltorganisation Greenpeace ein Schiff in die Unglücksregion, das Säuberungs- und Eindämmungsausrüstung an Bord hat. Zudem trafen zwei britische Ölverschmutzungs-Fachleute vor Ort ein.

Die „Solar I“ war vor acht Tagen nach schwerer See 500 Kilometer südöstlich der Hauptstadt Manila gesunken. An Bord befanden sich rund 2 Millionen Liter Brennstoffe. Nach Angaben des Gouverneurs der Insel Guimaras, Joaquín Carlos Nava, hat das ausgetretene Öl bislang 200 Kilometer Küstenlinie verschmutzt, dazu rund 1.000 Hektar eines Meeresschutzgebietes. Betroffen seien auch ein rund 15 Quadratkilometer großes Gebiet von Korallenriffen und mehrere Seegrasplantagen. Bis zu 10.000 Fischer müssen um ihre Existenz bangen. Es könne Jahre dauern, bis sich Lebensräume wie Mangrovenwälder und Korallenriffe erholen, urteilt Abbie Ramos von der Umweltstiftung „WWF Philippines“.

Die Küstengebiete gehören zu den bedeutendsten Ökosystemen weltweit. Die Gewässer beherbergen 400 verschiedene Korallen- und mehr als 2.000 Fischarten und Meerestiere. „Doch die Ökosysteme vor den Philippinen sind durch zunehmende Verschmutzung bedroht“, so Von Hernandez von der Greenpeace-Südostasien-Sektion. Besonders verheerend wirkten sich Industriemüll, Abfall und Fischerei aus.

Die philippinischen Behörden haben bereits erklärt, dass es bis zu zwei Jahre dauern könne, bis das Land die Folgen der Umweltkatastrophe überwunden hat. Der „Solar I“-Untergang zeige, „wie schlecht wir auf diese Art von Katastrophe vorbereitet sind“, moniert Hernandez. Demnach fordert Greenpeace, dass sich auch lokale Schiffe internationalen Standards unterwerfen müssten: Tanks müssten durch doppelte Hüllen geschützt werden, Schiffe sollten ökologisch schützenswerte Gebiete meiden.

Besonders Küstenbewohner seien hart betroffen: Fischer der Region und deren Familien fürchten langfristig um Einnahmen. Die Insel Guimaras, lange Zeit eine der 20 ärmsten Provinzen, werde durch die jüngste Umweltkatastrophe wieder zurückgeworfen, befürchten die Behörden. Landwirtschaft und Fischerei der Philippinen trugen im vergangenen Jahr rund 19 Prozent zum Bruttoinlandsprodukt bei, Agrarerzeugnisse gehören zu den wichtigsten Devisenbringern. Doch die Landreform tritt auf der Stelle, in die Bildung investiert der Staat kaum Geld. Etwa 60 Prozent der knapp 82 Millionen Einwohner verdienen weniger als 2 US-Dollar täglich. NICOLA GLASS