Pflüger gibt auf

CDU-Spitzenkandidat gibt seine Bundesposten ab. Im Fall einer Wahlniederlage will er Fraktionschef werden

Friedbert Pflüger macht Ernst. Nach monatelanger Häme politischer Gegner, der Hannoveraner sei nur „auf der Durchreise“ in Berlin, verkündete der CDU-Spitzenkandidat gestern, er werde seinen Staatssekretärsposten im Verteidigungsministerium und sein Bundestagsmandat nach der Abgeordnetenhauswahl am 17. September abgeben. Falls die Union die Wahl verliert, will Pflüger Nicolas Zimmer als Fraktionsvorsitzender beerben.

Er sei in „einem langen Prozess“ zu der Erkenntnis gelangt, dass die Aufgabe in Berlin den „ganzen Mann“ fordere, sagte Pflüger. Druck von der Bundes- oder Landespartei habe es nicht gegeben. Auch Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU), die er bereits am Mittwoch über die Pläne informiert habe, halte seine Entscheidung für richtig und habe ihre Unterstützung zugesagt. Auch der CDU-Landesvorsitzende Ingo Schmitt begrüßte den Schritt, der von der Partei äußerst positiv aufgenommen werde. Er hat allen Grund dazu. Bislang galt als ausgemacht, dass Pflüger im kommenden Frühjahr Schmitts Job übernimmt.

Der Regierende Bürgermeister Klaus Wowereit (SPD) kommentierte Pflügers Entscheidung als „Verzweiflungstat“. Seit einem halben Jahr versucht Pflüger vergeblich, seine Partei in Wahlumfragen aus dem Umfragetief von 20 Prozent zu hieven. Die größte Oppositionspartei scheint damit von einer Regierungsbeteiligung weit entfernt.

Der Spitzenkandidat der Linkspartei, Wirtschaftssenator Harald Wolf, urteilte, Pflüger bringe mit seinem Anspruch auf den Fraktionsvorsitz „das Personalkarussell der CDU wieder in Fahrt“. Außerdem scheine er seinen „Siegeswillen“ aufgegeben zu haben, wenn er sich bereits jetzt als Oppositionsführer einrichte. MLO