wall und pflüger
: Emotion und Politik

Hans Wall droht, Berlin zu verlassen – und die Stadt ist in heller Aufregung. Dabei ist das, was auf der landespolitischen Bühne gerade gespielt wird, nichts Ungewöhnliches. Ein Unternehmen hat seinen Markt ausgereizt und muss expandieren. Weil das nicht klappt, kokettiert es mit einem anderen Standort. Die Stadt wiederum versucht, den Unternehmer zu halten. So what?

KOMMENTAR VON UWE RADA

Natürlich, es ist Wahlkampf. Und Hans Wall war der Erste, der die Wahlkampfkarte spielte. Die Politik von Wirtschaftssenator Harald Wolf und dem Regierenden Bürgermeister Klaus Wowereit sei eine Berlin-Vertreibungspolitik, donnerte der Toilettenkönig. Das ist natürlich Unsinn, und keiner weiß das besser als Wall. Wenn ihm einer den roten Teppich ausgelegt hat, war es der rot-rote Senat. Vor kurzem erst lobte Wall deshalb den Wirtschaftssenator für seine Verlässlichkeit.

Anders formuliert: Hans Wall macht auf Wahlkampf und ist doch nur beleidigt. Anders Friedbert Pflüger: Der CDU-Herausforderer von Wowereit weiß ganz genau, dass sein Job nicht die Emotion ist, sondern die Politik. Sein Vorwurf an den Senat ist deshalb ernster zu nehmen als der des unterlegenen Unternehmers. Da formuliert einer ganz wohlkalkuliert eine Anklage, von der er selbst weiß, dass sie falsch ist. Das ist tatsächlich neu in diesem Wahlkampf. Und es könnte der Beginn einer Schlammschlacht sein.

Doch am Ende wird sie auf ihren Urheber zurückfallen. Hat sich der Rauch erst gelegt, wird jeder merken, dass es Pflüger nicht um Berlin geht, sondern nur um den eigenen Populismus. Noch schwerer wird wiegen: Er hat damit das Einzige preisgegeben, was der CDU noch attestiert werden könnte: Wirtschaftskompetenz.

Die hätte er beweisen können, wenn er, ganz Staatsmann, den Senat beim Bemühen, Wall zu halten, unterstützt hätte. So dürfen Wowereit und Wolf allein die Staatsmänner geben.