Erdöl schafft neue Freundschaft

Abkommen: Venezuela will seine Ölexporte in die Volksrepublik China verdreifachen

PEKING taz ■ China will bis 2010 dreimal so viel Öl aus Venezuela beziehen wie bislang. Das ist das Ergebnis des vierten China-Besuchs des venezolanischen Präsidenten Hugo Chávez seit 1999. Wichtiger als darüber zu berichten, war den chinesischen Parteiblättern aber die Schelte der Konkurrenz. „Westliche Medien werfen China Neokolonialismus und die Plünderung lateinamerikanischer Rohstoffe vor“, stellte die Pekinger Volkszeitung fest und belehrte: „Die Argumente dafür sind unbegründet. In der Ära der Globalisierung ist die Konkurrenz zwischen Ländern und Unternehmen unvermeidbar.“

Der neue Ölpakt zwischen China und Venezuela sieht vor, dass Venezuela seine Ölausfuhren nach China in den nächsten vier Jahren von derzeit 150.000 auf 500.000 Barrel pro Tag anheben will. Bis 2012 sollen dann sogar 1 Million Barrel pro Tag fließen. Insgesamt unterzeichneten Regierungs- und Konzernvertreter beider Länder acht Abkommen in den Bereichen Energie und Handel.

Gestern empfing Regierungschef Wen Jiabao Chávez in Peking. „Wir werden einer der wichtigsten Öllieferanten des Riesenlandes sein“, kündigte der venezolanische Präsident an. Er begründete die angestrebte Zusammenarbeit auch ideologisch – mit China als scheinbar antiwestlichem Wirtschaftsmodell. „China ist ein Beispiel für westliche Führer und Regierungen, die den Kapitalismus als einzige Alternative betrachten“, sagte Chávez. Er lobte China dafür, die Zahl seiner armen Bevölkerung von 300 auf 30 Millionen Menschen reduziert zu haben.

Der chinesischen Führung selbst ist solches Lob aus dem Mund von Chávez eher unangenehm. Peking schaut dabei auf Washington. Denn der ehemalige US-Vizeaußenminister Robert Noriega hatte erst kürzlich vor den unvereinbaren Interessen Chinas und der USA in Lateinamerika gewarnt. Die Volkszeitung hielt dem entgegen: „Niemand ist Zielscheibe der chinesisch-venezolanischen Energiezusammenarbeit.“ Das Ölgeschäft sei eher eine Zusammenarbeit zwischen Entwicklungsländern. Zugleich will Peking keinen Verdacht ideologischer Nähe zum linksgerichteten Chávez aufkommen lassen.

Im Kern aber kann das ölhungrige China Chávez nicht widerstehen. Achtzehn Öltanker und zwölf neue Bohrstationen wollen die Chinesen nun für Venezuela bauen – in der Hoffnung auf mehr Öl von Chávez. Der kommt damit seinem altem Ziel näher, die Abhängigkeit vom bisherigen Hauptölabnehmer USA zu reduzieren. GEORG BLUME