„Ist ja nichts Illegales“

Der Boxer Oktay Urkal über sein Engagement für die „Respect Gaymes“ und gegen homophobe Gewalt

Der in Berlin geborene Boxer Oktay Urkal, 36, früher Halbwelter-, jetzt Weltergewicht, gewann Silber bei den Olympischen Spielen von 1996 und ist zweifacher Europameister. Sein jüngster Kampf gilt der Toleranz: Er macht Werbung für die „Respect Gaymes“ und fordert: „Zeig Respekt für Schwule und Lesben!“

Wie kamen Sie dazu, für die „Respect Gaymes“ zu werben?

Ich denke, weil ich sehr bekannt bin unter „Ausländern“ und viele vor mir Respekt haben, durch meinen Sport und so, kam die Anfrage. Natürlich habe ich ja gesagt, weil ich das sehr gut fand. Warum sollen Jugendliche Leute schlagen oder verarschen, die nichts draufhaben?

Warum sind die „Gay Games“ ein Projekt, für das es sich zu engagieren lohnt?

Damit weniger Straftaten begangen werden, und natürlich auch, damit weniger in die Zeitung geschrieben wird: Ja, da haben wieder die Ausländer zugeschlagen. Ausländerhass. Die Jugendlichen sollen sich nicht schlagen, auch nicht Lesben oder Schwule.

Viele Sportler schrecken etwas davor zurück, sich in Sachen Homosexualität zu engagieren. Warum ist das so? Könnte es den Fans missfallen?

Ich denke nicht, dass das bei den Fans gleich Missfallen erregt. Ich denke mir, die wissen, wer ich bin, und wissen, dass ich nicht schwul bin. Einige Jugendliche denken jetzt vielleicht, dass ich für die Schwulen Reklame mache. Aber ich bin ja nicht schwul, ich habe eine Familie. Aber warum soll ich nicht Leute schützen, die nichts draufhaben, die sich nicht wehren können, die schwach sind, Schwule und Lesben eben. Wenn ich schwach bin, brauche ich auch Hilfe von anderen, jetzt versuche ich meine Bekanntheit so zu nutzen, dass andere eben nicht auf Wehrlose draufschlagen.

Sind Sie jemals für Ihr Engagement kritisiert worden?

Bis jetzt noch nicht. Ich weiß nicht, wer mich kritisieren sollte, ich mache doch etwas ganz Normales, nichts Illegales, und solange man mir nichts Gegenteiliges sagt, mache ich auch weiter – ist ja nicht schlimm.

Sehen Sie sich als Vorbild für jugendliche Migranten? Können Sie ein Vorbild sein für junge Türken, möglicherweise für jugendliche schwule Türken?

Ich weiß nicht. Es gibt natürlich viele Jugendliche, die vielleicht schwul sind und das leider nicht öffentlich sagen können. Es gibt sie bestimmt, aber ich kenne die nicht, ich weiß es nicht. Es gibt bestimmt auch türkische Lesben und arabische Schwule, man muss sie respektieren, für die mache ich das hier ja.

Sie sind der Star der Kampagne. Wird Ihnen das neue Fans bringen?

Ich denke mir, vielleicht durch die Lesben oder Schwulen, vielleicht finden die mich ja jetzt gut. Die kannten mich wahrscheinlich vorher nicht, weil Boxen ja ein harter Sport ist. Und wenn sie jetzt meinen Namen hören, werde ich vielleicht vier bis fünf neue Fans haben.

Sie sind der offizielle Herausforderer der WBA in der Gewichtsklasse bis 147 Pfund. Sind Sie enttäuscht, dass Ricky Hatton vielleicht seinen Meistertitel aufgeben wird?

Die einen sagen so, die anderen so, das weiß ja niemand so genau im Moment. Ich werde, wenn alles gut geht, gegen Ricky Hatton boxen. Kommt darauf an, ob er ja sagt. INTERVIEW: MATT HERMANN