Pferdewetten
: In dubio pro Kavallerie

In einem Rechtsstaat hätte die Granddaughter der Queen vom hohen Ross gemusst. Zara Phillips wäre erklärt worden, dass sie für ein illegales Gewerbe geworben hatte. Polizisten hätten sich derweil an der Bandenwerbung in der Aachener Soers zu schaffen gemacht. Denn NRW-Innenminister Ingo Wolf (FDP) hat im April dazu aufgerufen, „konsequent gegen jede illegale Veranstaltung und Vermittlung von Sportwetten“ vorzugehen. Für Aachen kann das nur bedeuten: Die Weltreiterspiele, bei denen Hauptsponsor „Bwin“ das staatliche Wettmonopol gleich auf vier Beinen unterläuft, sind zu Ende. Doch stattdessen geschieht erst nichts. Und dann hält ein Gericht seine Hand über die Reit-WM.

KOMMENTAR VON CHRISTOPH SCHURIAN

Eine kuriose Entscheidung: Für die Lodenträger herrschen offenbar andere Gesetze: Während dem Bundesligisten Werder Bremen auf Schalke das Werbetrikot untersagt wurde, während Fußballvereine auf Bandenwerbung verzichten müssen, während mehr als 1.000 private Wettbüros im Land schließen müssen, überträgt der WDR ohne Skrupel stundenlang Bilder, auf denen untersagte Werbetafeln zu sehen sind. Dazu hält sich die Bezirksregierung zurück, trifft ein Gericht schließlich offenbar eine obrigkeitsfreundliche Entscheidung. Fatal erinnert das an Herrenreiter, an eine feudale Elite über dem Fußvolk.

Zu verurteilen ist freilich nicht, dass es der Staat in Aachen nicht so genau nimmt – das Staatsmonopol auf Wetterei ist überholt, auch weil es im Internet nicht durchzusetzen ist. Zu verurteilen ist die Ungerechtigkeit. Denn jede Zockerklitsche wurde mit Bußgeld und Ordnungsamt klein gekriegt. Die Welt der edlen Rösser wird nur mit Samthandschuhen angefasst. Hart angepackt wird nur der Proletensport Fußball.

Das einzig Tröstliche: Wenn nur etwas vom Rechtsstaat übrig geblieben ist, können sich die NRW-Verwaltungsgerichte schon jetzt auf viele Gleichbehandlungsklagen einstellen.