Goldene Zeiten für Filmemacher

Bund will Kinofilmproduzenten mit einem „60-Millionen-Euro-Baby“ unterstützen, damit mehr und noch bessere Streifen ins Kino kommen. Berlins Filmwirtschaft wird gestärkt und konkurrenzfähiger

VON ROLF LAUTENSCHLÄGER

Für die Berliner Kinofilmproduzenten und die regionalen Filmstudios beginnen am 1. Januar 2007 „Goldrausch“-Zeiten. Um die Kinofilmwirtschaft zu stärken und konkurrenzfähiger gegenüber dem Ausland zu machen, hat die Bundesregierung beschlossen, vom nächsten Jahr an in Deutschland produzierte Kinofilme mit zusätzlich 60 Millionen Euro jährlich zu unterstützen. Kulturstaatsminister Bernd Neumann (CDU) kündigte dies am Mittwochabend auf der „Medienwoche Berlin-Brandenburg 2006“ an.

Die Gesamtsumme von 180 Millionen Euro sei mit Finanzminister Steinbrück (SPD) bis 2010 verabredet worden. Neumann betonte, dass die Mittel ausschließlich für Kinofilmproduktionen und nicht für Fernsehfilme reserviert seien. Der Bund gibt, neben den Ländern, bisher 30 Millionen Euro im Jahr für Filmförderung aus.

Die Berlin-Brandenburger Kinofilmlandschaft könnte sich von dem „60-Millionen-Euro-Baby“, wie Neumann die Subvention betitelte, zusammen mit München den Löwenanteil sichern. Zwischen einem Drittel und fast der Hälfte aller deutschen Filmproduzenten, so wird geschätzt, haben in Berlin ihren Sitz oder eine Dependance. Jährlich werden nach Angaben des Medienboards rund 300 Kinospielfilme (Kurz- und Langfilme) mit einem jeweiligen Budget zwischen 3 und 10 Millionen Euro hier hergestellt.

Das Neumann-Konzept sieht einen Förderanteil von 15 bis 20 Prozent der Filmproduktionssumme vor. Das Berlin-Brandenburger Produktionsvolumen würde sich damit um mehr als ein Drittel erhöhen. Hinzu kämen zusätzliche Arbeitsplätze (derzeit rund 13.000), höhere Umsätze für Studios und sogenannte „Postproduktionsdienstleister“ wie etwa Kopierwerke.

Die Erhöhung bezeichnete Neumann als „Durchbruch für die Filmwirtschaft“. Die vergangenen Jahre hätten zum einen gezeigt, dass der Kinofilm aus Deutschland auf Festivals und beim Publikum wieder erfolgreich sei. Zum anderen hinke der Kinofilm-Wirtschaftsstandort Deutschland gegenüber den finanziellen Möglichkeiten anderer Länder hinterher. „Eine gezielte und effektive Förderpolitik soll zur Stärkung der Wettbewerbsfähigkeit deutscher Produzenten und zum Anreiz für Produktionen führen“, sagte Neumann. Gemeinsam mit der Filmwirtschaft würden jetzt die Kriterien erarbeitet, wie und unter welchen Bedingungen die Fördergelder, die die Berliner Filmförderungsanstalt (FFA) verwaltet, verteilt werden sollen.

Auch der Filmproduzent Stefan Arndt der Berliner Firma X-Filme („Lola rennt“) sagte, die Fördersumme beseitige ein „Wettbewerbsdefizit für deutsche Produzenten“. Damit könnten auch bisherige „Budgetgrenzen überschritten und mehr „Wettbewerbsgleichheit gegenüber dem Ausland“ hergestellt werden. Außerdem werde „Berlin mit dem Geld für Produzenten als Filmstandort gestärkt“. Unterstützung erhielt Arndt von Carl Woebcken, Chef von Studio Babelsberg, und dem Dokumentarfilmer Martin Hagemann.

Von der neuen Regelung profitierten auch die Filmstudios, die sich in einer „starken Abhängigkeit von den TV-Sendern“ befänden, sagte Woebcken. Hagemann betonte, dass sich mit der Bundesförderung der künstlerische Freiraum für Filmemacher vergrößere. Er hoffe, dass auch verstärkt kleine Produzenten vom Kuchen profitierten. Die Berliner UFA in Tempelhof gab auf dem Kongress bekannt, 10 Millionen Euro für ein neues Studio investieren zu wollen.