berliner kinofilm
: Geld für mehr Unabhängigkeit

Rund 200 Millionen Euro umfasst derzeit das Produktionsvolumen für deutsche Kinofilme. Das sind, verglichen mit den „Big Budgets“, die in Hollywood oder in Frankreich für große Filme jährlich ausgegeben werden, natürlich „Peanuts“. Und schaut man sich in Berlin um, wo am meisten produziert wird, relativieren sich die Zahlen einmal mehr. Für Julia Roberts, Robert De Niro, Scarlett Johansson plus ein, zwei andere Stars zusätzlich werden allein jährlich Gagen ‚verbrannt‘, die höher liegen als die Investitionen aller Berliner Kinofilmproduzenten zusammen. Sind die 60 Neumann-Millionen, die dem Film in Deutschland und Berlin den internationalen Anschluss sichern sollen, da etwas wert?

KOMMENTAR VON ROLF LAUTENSCHLÄGER

Die zusätzliche Filmförderung ist nicht riesig, sie kann aber Gold wert sein. Denn sie schafft für Produzenten und Studios wieder Unabhängigkeit von einer unheiligen Allianz – der mit dem Fernsehen. Kaum ein Kinofilm kann in Deutschland ohne Gelder und Einfluss der TV-Redaktionen hergestellt werden. Drehbücher werden dort für das große Publikum geglättet, die Regisseure gemaßregelt, die Produzenten hängen am Tropf der Sender. Wer in Berlin produzieren will, kennt die Wege zu den öffentlichen und privaten Redaktionsstuben auswendig. Und mehr noch: Ist ein Film abgedreht und stellt sich heraus, dass ein Kinoerfolg dahinter schlummert, geht nicht die Kino-, sondern die TV-Auswertung vor.

Das Geld für die Produzenten ist eine Investition in die Kinofilmwirtschaft insgesamt. Denn auch die Filmstudios können vom „60-Millionen-Baby“ profitieren. In der Region, wo das letzte große Studio, die Defa, dem Fernsehen weichen musste, ist längst Zeit für einen inhaltlichen Paradigmenwechsel: statt billiger TV-Serien großes Kino.