Neonazis und Linke liefern sich Wahlkämpfe

Am Wochenende ist es zu einer Reihe von Auseinandersetzungen zwischen Neonazis und Angehörigen der linken Szene gekommen. Festnahmen gab es auf beiden Seiten. Auch gegen einen Polizisten wird wegen Körperverletzung ermittelt

Es war Wahlkampf im wahrsten Sinne des Wortes: Am Wochenende wurde Berlin Schauplatz gleich mehrerer Scharmützel zwischen Rechsextremisten und Linken. Die größte Demonstration fand am Samstag in Berlins Südosten statt.

Unter dem Motto „Augen auf! Schaut nicht weg! Rechte Strukturen aufdecken!“ versammelten sich etwa 300 Menschen am S-Bahnhof Schöneweide in Treptow-Köpenick und liefen zur Waltersdorfer Chaussee in Rudow. Zur Demonstration aufgerufen hatten neben der Linkspartei.PDS auch die Gewerkschaften und die örtliche Antifa. Gleich zu Beginn der Veranstaltung achteten die Polizeibeamten darauf, dass die zumeist linken DemonstrantInnen die umfangreichen Auflagen einhielten – darunter gehörte auch ein Verbot von Stahlkappenschuhen. Teilnehmer, die mit Springerstiefeln kamen, mussten an der S-Bahn wieder kehrtmachen. Neonazis ließen sich während der Demonstration allerdings nicht blicken.

Ebenfalls demonstriert haben bereits am Freitagabend einige Dutzend Antifas in Prenzlauer Berg. Dabei soll nach Angaben der Polizei ein noch nicht identifizierter Beamte einem 22-jährigen Demonstranten so heftig in den Bauch getreten haben, dass dieser kurzfristig bewusstlos wurde. Gegen den Polizisten ermittelt nun das Landeskriminalamt.

Da sind die Ermittlungen gegen einen Rechtsextremisten schon weiter. Dem 21-Jährigen, der im Juli an einem ausländerfeindlichen Überfall in Schönefeld beteiligt gewesen sein soll, sei nachgewiesen worden, dass er vor einer Woche in Rudow einen Wahlstand der Linkspartei angegriffen habe. Bei dem früheren Überfall hatte ein 15-jähriger Äthiopier schwere Kopfverletzungen erlitten. Der Haftbefehl gegen den 21-Jährigen war allerdings unter der Bedingung ausgesetzt worden, dass er sich künftig von der rechtsextremen Szene fernhält. Nun habe er aber mit der Attacke gegen die Linkspartei gegen diese Auflage verstoßen, hieß es bei der Polizei.

Zu Übergriffen kam es auch von linker Seite: Zwölf Angehörige der linken Szene attackierten am Freitag einen Wahlstand der Republikaner in Friedrichshain. Sechs der Angreifer wurden vorläufig festgenommen. Und in der Nacht zum Sonntag lieferten sich unweit der NPD-Bundesparteizentrale ein 25-jähriger Neonazi und ein 45-jähriger Punk eine Schlägerei im Gebüsch. Der Punk hatte zuvor NPD-Wahlplakate beschädigt. tnk, FLEE

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