„Ich muss kein junger Wilder sein“

Die junge Generation bei den Grünen wird von der Fraktionsspitze als „Playback-Generation“ verhöhnt, sagt Benedikt Lux, der Spitzenkandidat der Grünen Jugend. Er fordert mehr Angebote für ältere Stammwähler

taz: Herr Lux, als Vertreter der Grünen Jugend haben Sie bei den Grünen einen aussichtsreichen Listenplatz fürs nächste Abgeordnetenhaus. War das schwierig?

Benedikt Lux: Ja.

Inwiefern?

Ich musste mich gegen 17 Mitbewerber durchsetzen, unter denen Leute dabei waren, die mehr an Erfahrung und politischer Vita mitbringen als ich. Ich bedauere, dass all diese Leute nicht zum Zuge kamen.

Sie kamen also über die Jugendkarte auf die Liste.

Mir hat genützt, dass ich jung bin. Aber das reicht nicht. Ich verfüge über neun Jahre politische Erfahrung. Und natürlich muss ich auch mit eigenen Themen punkten. In meinem Fall ist es die Innen- und Rechtspolitik.

Haben Sie keine Angst, als so junger Mensch im Abgeordnetenhaus verheizt zu werden?

Die Gefahr besteht. Ich nehme die Herausforderung aber an und werde mich nicht verheizen lassen. Andersherum wäre der Zug ohne mich abgefahren.

Vor fünf Jahren hat es die Grüne Jugend in Berlin quasi nicht gegeben. Nun ist sie eine der aktivsten Parteijugendorganisationen Berlins. Würdigt das die Mutterpartei?

Die Landesspitze stimmt die politischen Konzepte sehr viel stärker mit uns ab als früher. Zugleich will sich die Mutterpartei mehr auf uns verlassen können. Sie wollen, dass wir da sind und mit unseren eigenen Botschaften unterwegs sind.

Wie ist Ihr persönliches Verhältnis zur Mutterpartei?

Insgesamt ist es sehr gut, weil ich mich nicht mehr unterkriegen lasse. Ich bin nach Steglitz-Zehlendorf gegangen, um dort Wahlkampf zu machen, wo ich herkomme. Hier muss ich mich nicht als junger Wilder beweisen, sondern als jemand, der Verantwortung übernimmt. Nach drei Jahren Kreuzberg ist das ein Kulturschock. Aber wie heißt es so schön: back to the roots.

Werden Sie nicht gerade im Landesverband auch mal als Jungspund verhöhnt?

Momentan liegt es bei den Alten im Trend, uns „Playback-Generation“ zu nennen. Nicht nur ehemalige Taxifahrer wie Joschka Fischer, sondern auch Rechtsanwälte wie Volker Ratzmann und promovierte Akademikerinnen wie Sibyll Klotz, die beiden Fraktionsspitzen, kopieren diesen Begriff. Was auch immer sie meinen: Sie waren es jedenfalls nicht, die die Inhalte und die personellen Erneuerungen bei den Grünen in Strukturen gegossen haben. Die Grüne Jugend und ihr großer Stamm an Aktiven sind in jahrelanger und harter Eigenarbeit entstanden.

Welche Punkte werden Ihrer Meinung nach von der Mutterpartei nicht ausreichend aufgegriffen?

Ich finde, dass wir uns ein Angebot für die älteren Stammwähler überlegen müssen.

Der Junge, der sich für die Alten einsetzt?

Natürlich. Grüne stehen für generationsübergreifende Politik. Wie ist es jetzt bei einer 75-jährigen Grünen, die demnächst nicht mehr alleine wohnen kann? Bis auf Pflege- und Altenwohnheime haben wir nicht viel anzubieten. Das ist ein Thema für die älter werdende Gesellschaft insgesamt.

Und damit wollen Sie bei der Klientel der Grünen Jugend punkten?

Auch junge Menschen interessieren sich für die Belange älterer Menschen. Genauso, wie unsere Konzepte für mehr Bildung und Beschäftigung auch bei alten Menschen sehr gut ankommen.

Für welche Regierungskonstellation stehen Sie?

Für Rot-Grün.

Nicht für Rot-Rot-Grün?

Das wäre auch nicht das Schlechteste. INTERVIEW: FELIX LEE