spielen sie golf, oder haben sie noch sex? von RALF SOTSCHECK
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Nichts wie weg – die Golfer kommen. Wer Dublin jetzt noch nicht verlassen hat, ist dem Ryder-Cup-Tamtam gnadenlos ausgeliefert. Dieses Golfturnier, bei dem alle zwei Jahre zwölf US-amerikanische Millionäre und zwölf europäische Millionäre kleine Bälle über eine Wiese dreschen, findet diesmal im K-Club in dem Dubliner Vorort Straffan statt.

Die Organisatoren dieser unendlich langweiligen Geschichte haben jeglichen Bezug zur Realität verloren. „Die Welt wird zuschauen“, heißt es in der Werbung. „Eine halbe Milliarde Menschen werden den Atem anhalten. Das ist der Ryder Cup. Ein episches Ereignis. Viel mehr als eine Runde Golf.“ Eine Runde Größenwahn vielleicht? Vor zwei Jahren schaffte es der Ryder Cup nicht mal unter die 15 Sportereignisse mit den höchsten Einschaltquoten. Aber er dürfte als Mega-Blähung in die Geschichte eingehen. Das Turnier beginnt erst am Freitag, aber seit gestern Abend um 18 Uhr sind sämtliche Straßen innerhalb der „Sicherheitszone“ gesperrt.

Es geht zu wie bei einem G-8-Gipfel. Wer in der acht Kilometer breiten Zone wohnt, musste sich von den Sicherheitskräften als unbedenklich einstufen und mit einem Pass versehen lassen. Wer närrisch genug ist, sich in dieser Woche Besuch nach Hause einzuladen, muss die Nummer des Reisepasses, das Geburtsdatum und die Autonummer sämtlicher Gäste rechtzeitig vor der Vorspeise einreichen.

Als wenn das nicht schon bitter genug ist, haben die geldgierigen Ryder-Cup-Säcke den Anwohnern Tickets zum Sonderpreis angeboten: 345 Euro pro Person und Tag, aber auch dafür muss man alle persönlichen Daten herausrücken, damit man das Ticket nicht weiterverkaufen kann. Außerdem gelte „englisches Recht“, heißt es in dem Sonderangebot: Falls die Golfpartien verschoben werden müssen, verliert das Ticket ersatzlos seine Gültigkeit.

Wer nicht blöd ist, fliegt in die Karibik und vermietet sein Haus an die golfköpfige Bagage aus Übersee. Die billigste Hütte in der weiteren Umgebung des K-Clubs kostet 6.640 Euro Miete. Pro Woche. Für einen luxuriöseren Fünf-Zimmer-Bungalow einen knappen Kilometer vom K-Club entfernt muss man 68.350 Euro hinblättern. Restaurants, Autovermietungen und Golfclubs haben die Preise für diese Woche drastisch erhöht. Die Trophäe für die schamloseste Räuberei gebührt dem Dubliner Portmarnock-Golfclub, bei dem Frauen nicht Mitglied werden dürfen. Für eine Runde Golf, ein Lunchpaket und die Fernsehübertragung vom Ryder Cup kassiert der Club 750 Euro.

Das ist freilich geschenkt im Vergleich zu den 16 Millionen Euro, die der irische Staat für die Erneuerung des Straßenbelags rund um Straffan ausgegeben hat, damit die Gäste federweich zum transatlantischen Golfen gelangen. Wer kommt aber schon auf dem Landweg zum Turnier? Der K-Club rechnet mit 600 Hubschrauberlandungen pro Tag. Der zwölfminütige Flug von der Dubliner Innenstadt kostet 900 Euro. Ansonsten gilt am Wochenende jedoch striktes Flugverbot für den Luftraum über dem K-Club, damit sich kein Selbstmordattentäter mit einem Flugzeug ins 18. Loch bohren kann. Wäre ja auch schade um den schönen Rasen.