wahlsieger wowereit
: Noch mehr Wowi als bisher

So sehen Sieger aus. Klaus Wowereit kann sich nun aussuchen, mit wem er im Roten Rathaus regiert. Weiter mit der Linkspartei.PDS, die dramatische Verluste hinnehmen musste. Oder mit den Grünen, die ihr bislang bestes Ergebnis bei Berliner Abgeordnetenhauswahlen erzielen konnten.

KOMMENTAR VON UWE RADA

Dass dabei am Ende mehr SPD herauskommt, ist sicher. Doch das ist nicht die einzige Botschaft des gestrigen Abends. Die andere lautet: Es wird auch im Bund in Zukunft mehr Wowi geben als zuvor.

Für die neue Rolle des Wahlsiegers wird es keine Rolle spielen, dass Klaus Wowereits Stärke auch die Schwäche der Opposition ist. Sein Herausforderer Friedbert Pflüger (CDU) hat es zu keiner Zeit vermocht, eigene Akzente zu setzen.

Und die FDP? Dass deren Fraktionschef Martin Lindner der heimliche Oppositionschef im Abgeordnetenhaus sei, war ein liebgewonnenes Bonmot der Medienleute. Bei den Wählern ist davon nichts angekommen.

Ein Oppositionswahlergebnis hat in diesem Sinne auch die PDS eingefahren. Sie hat vom Wowi-Bonus nicht profitiert. Stattdessen ist ihr Milieu zerfallen. Die Modernen der Partei tendieren zu den Grünen, die Wende- und Hartz-IV-Verlierer zur WASG oder zur Wahlenthaltung. Keine guten Aussichten. Selbst dann nicht, wenn eine weichgekochte PDS Koalitionspartner von Wowis Gnaden bleiben darf.

Bleibt neben der SPD der zweite Gewinner – die Grünen. Sie werden, ganz egal ob am Kabinettstisch oder weiter in der Opposition, noch selbstbewusster auftreten als bisher.

All das darf aber nicht darüber hinwegtäuschen, dass die Wahlbeteiligung auf rund 60 Prozent gefallen ist. Berlin ist damit auch in diesem Fall auf Ostniveau angekommen. Wenn die Parteien weiter an Vertrauen verlieren, wird schon bei der nächsten Wahl in fünf Jahren die NPD auch an die Tür des Abgeordnetenhauses klopfen.