der rechte rand
: Angst in der Waldorfschule

Im März 2005 verurteilte der Bundesgerichtshof die Band „Landser“ als „kriminelle Vereinigung“. An vielen Schulen kursieren dennoch CDs mit Songpassagen wie: „Wir wollen euren Jesus nicht – das alte Judenschwein“ oder „Afrika für Affen, Europa für Weiße“.

Auch in der Freien Waldorfschule Flensburg haben rechts-orientierte Schüler Landser-CDs getauscht. „Wir haben eine kleine Gruppe von Rechten an der Schule“ sagt Finn*, der auf die Waldorfschule geht. „Die treten offen auf“, bestätigt Mitschülerin Anna. Eine ihrer Freundinnen fand einen Drohbrief auf ihrem Platz – aus Zeitungsbuchstaben zusammengesetzt. Der Grund: Sie ist Jüdin. Seitdem sei das Mädchen sehr verunsichert. Andere jüdische Kinder mussten sich Sprüche wie „Juden in die Gaskammer“ anhören, erzählt eine Mutter.

Auf dem Schulhof, sagt Finn, bepöbele die etwa zehnköpfige Gruppe links aussehende Waldorfschüler. „Dich machen wir fertigt“, drohten sie ihm per Telefon. Gestern bemerkte Anna in der Schule den Aufkleber „Steh‘ auf wenn Du ein Deutscher bist“.

Für 15 Cent pro Stück verkauft der neonazistische „Wikinger Versand“ diesen Aufkleber. „Von dem Drohbrief habe ich keine Kenntnis“, sagt der Schulleiter. Verharmlosen möchte er aber nichts. „Seit über einem Jahr beobachten wir diese Entwicklung“, sagt er. Mit zwei Familien von rechten Jugendlichen seien lange Elterngespräche geführt worden.

Eine der Schülerinnen, erzählt Anna, habe „enge Kontakte zur NPD“. Auch die NPD-Zeitung „Deutsche Stimme“ ist schon in der Schule gesehen worden. Um dem Spuk ein Ende zu setzen, ist es seit einem Jahr verboten, „politisches Material“ gleich welcher Provenienz in die Schule mitzubringen.

Weder Aufkleber, noch Bekleidung von „rechts und links“ sind erwünscht.

Mancher Waldorflehrer soll sich eine offensivere Auseinandersetzung mit den rechten Umtrieben an seiner Schule wünschen.

* Namen von der Redaktion geändert