Kaffee wird zur Mangelware

Die Preise für den Muntermacher sind auf Rekordniveau. Und das hat nicht nur saisonale Gründe, sondern ist auch eine Folge der früheren Überschussproduktion

BERLIN taz ■ Kaffee ist zurzeit ein kostbares Gut. Der Weltmarktpreis für die Sorte Robusta lag zu Beginn des Monats mit 1.750 US-Dollar pro Tonne auf dem höchsten Wert seit zwölf Jahren. Kaffeeverbände und Börse geben als Ursache für den Preisanstieg saisonale Gründe an.

In den asiatischen Anbaustaaten Vietnam und Indonesien hätte es zu viel geregnet. In tropischen Hochländern Lateinamerikas sei es hingegen für eine gute Ernte zu trocken gewesen. Zudem verschimmelten in der ersten Septemberwoche in einem Lagerhaus im italienischen Triest riesige Mengen Lagerkaffee. Somit fällt das Angebot in diesem Jahr geringer aus, die Preise steigen.

Der Preisanstieg bedeutet vor allem mehr Geld für die Kaffeebauern in den tropischen Hochländern Asiens, Afrikas und Lateinamerikas. Zumindest für diejenigen, deren Ernte nicht einem Unwetter zum Opfer fiel. Winfried Tiggers vom Deutschen Kaffeeverband fügt allerdings gleich Zweifel an, ob der Preisanstieg an den Endkunden weitergegeben wird. Immerhin, so Tiggers, gingen nur 20 Prozent des Ladenpreises für den Rohstoff drauf.

Dass die Kaffeebauern nach eineinhalb Jahrzehnten bitterster Armut seit zwei Jahren wieder durchatmen können, ist der veränderten Marktsituation geschuldet: Bis Anfang 2004 gab es einen globalen Kaffeeüberschuss und daraus resultierend Dumpingpreise. Die Ernte lag Jahr für Jahr um 15 Prozent über dem Verbrauch. Die Bauern wurden ihre Ernte entweder gar nicht los oder sie warfen sie zu einem Preis auf dem Markt, der unter dem Erzeugerpreis lag. Sie pflegten ihre Plantagen nicht mehr, setzten keine neuen Kaffeesträucher. Millionen Bauern gaben zudem ihre Felder auf und wanderten in die Slums der Städte ab. Allein in Kolumbien betraf das zwei Millionen Menschen.

Das geringere Angebot brachte die Kehrtwende für die Bauern, die durchgehalten hatten. Erst in der Folgezeit konnten es sich Bauern leisten, wieder in neue Pflanzen zu investieren. Doch ein Kaffeestrauch benötigt mindestens fünf Jahre, bis er Erträge abwirft. Bis 2009 sind deshalb höhere Ernteerträge nicht zu erwarten.

Einer weltweiten Nachfrage von 115 Millionen Sack steht derzeit nur eine Produktion von 106 Millionen Sack gegenüber. Noch gibt es wegen der jahrelangen Überproduktion Lagerbestände. Doch internationale Kaffeeverbände warnen bereits vor einem dramatischen Rückgang der Vorräte. MARINA MAI