Benzin wird billiger

Experten erwarten Spritpreis von unter einem Euro. BP nimmt defekte Alaska-Pipeline wieder in Betrieb

FRANKFURT A. MAIN/NEW YORK dpa/ap ■ Experten rechnen für die nächsten Wochen mit einem weiteren deutlichen Sinken der Öl- und Benzinpreise. „Es ist nicht auszuschließen, dass der Benzinpreis in absehbarer Zeit wieder unter einen Euro fallen wird“, sagte Christof Rühl, stellvertretender Chefökonom des Mineralöl-Giganten BP in London, der Bild am Sonntag. Grund sei ein steigendes Angebot bei sinkender Nachfrage am Ölmarkt.

Auch Experten in Deutschland erwarten weiter fallende Preise. Claudia Kemfert, Energie-Expertin des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW), sagte dem Blatt: „Die Spekulationsblase am Ölmarkt platzt gerade. Wenn sich die Iran-Krise nicht weiter zuspitzt, könnte der Ölpreis bis Ende Oktober weiter deutlich sinken.“ Kemfert hält dann einen Preis von 45 bis 50 Dollar pro Barrel möglich, der Liter Normalbenzin würde dann wieder weniger als 1,10 Euro kosten. Rein wirtschaftlich betrachtet seien sogar Benzinpreise unter einem Euro möglich.

Auch der Chefvolkswirt der Allianz und Dresdner Bank, Michael Heise, sieht derzeit eine gute Versorgungslage am Ölmarkt. Für ein weiteres Sinken des Ölpreises sei allerdings Voraussetzung, dass die Lage im Nahen und Mittleren Osten stabil bleibe und es in den USA keine Naturkatastrophen wie Hurrikans gebe. Dann hält auch Heise einen Benzinpreis von weniger als 1,10 Euro für möglich.

BP hat unterdessen angekündigt, ihre im August vorübergehend stillgelegte Ölpipeline in Alaska wieder in Betrieb zu nehmen. Damit könnte die Ölförderung in einem der wichtigsten Fördergebiete der USA wieder aufgenommen werden, was eine zusätzliche Förderung von 200.000 Barrel (je 159 Liter) Öl pro Tag bedeutet.

Im Streit mit Umweltschützern um die Freigabe eines Gebiets in Nordwest-Alaska für Öl- und Gasbohrungen hat die US-Regierung eingelenkt. Ein umstrittener Teil des Areals mit ökologisch empfindlichen Feuchtgebieten solle von der Erschließung ausgenommen werden, teilte das Innenministerium in Washington dem Bezirksgericht von Alaska mit, wie am Wochenende bekannt wurde. In dem Gebiet werden 5,9 bis 13,2 Milliarden Barrel förderbare Ölreserven sowie große Erdgasvorkommen vermutet.