„Kunst muss frei sein“

Stimmen zur Opern-Absetzung

Bernd Neumann (CDU), Kulturstaatsminister: „Wenn die Sorge vor Protesten schon zur Selbstzensur führt, dann gerät die demokratische Kultur der freien Rede in Gefahr. “

Feridun Zaimoglu, Schriftsteller („Leyla“): „Ich plädiere für die Freiheit der Kunst, doch mit religiösen Gefühlen sollte nicht gespielt werden.“

Michael Naumann, Herausgeber der Zeit: „Die Absetzung ist erstens feige, zweitens grotesk und drittens schade für die Abonnenten. Wenn man so anfängt, müsste man auch den Koran und die Bibel verbieten.“

Petra Bahr, Kulturbeauftragte der evangelischen Kirche: „Offenbar haben wir uns in einer Atmosphäre der Angst eingerichtet, die wir uns selber noch nicht eingestanden haben. Wer sich von der Angst regieren lässt, hat immer schon verloren.“

Wolfgang Schäuble, (CDU), Bundesinnenminister: „Das ist verrückt, das ist inakzeptabel.“

Seyran Ates, Rechtsanwältin: „Ich finde das sehr schade. Das ist ja schon fast vorauseilender Gehorsam. Es ist in meinen Augen ein weiterer Schritt, Selbstkritik und Kritikfähigkeit in diesem Land abzuschaffen.“

Hamide Mohagheghi, Vorsitzende der Muslimischen Akademie: „Ich finde die Entscheidung der Deutschen Oper nicht richtig. Auf diese Art werden Ängste geschürt, die vorher überhaupt nicht vorhanden waren.“

Wolfgang Thierse (SPD), Vizepräsident des Bundestages: „Ich halte das für ein geradezu beklemmendes Zeichen für die Angst vor islamistisch motivierter Gewalt in Deutschland.“

Klaus Staeck, Präsident der Akademie der Künste: „Ich warne davor, dass wir das Recht auf Meinungsfreiheit, unsere Kunstfreiheit im vorauseilenden Gehorsam selbst einschränken.“

Christoph Schlingensief, Film- und Theaterregisseur: „Es ist schon seltsam, dass man es in Berlin nicht schafft, eine NPD-Demonstration zu verbieten, während man eine Oper einfach so absetzen kann. Die Oper ist ja an sich ein unangenehmer Haufen. Ihr Versuch zu aktualisieren, ist meist eine Zwangsaktualisierung. Die ‚Idomeneo‘-Inszenierung hätte unbedingt stattfinden müssen. Nicht wegen der Provokation, sondern weil die Realität in die Oper reingeraten wäre, weil sie in diesem Stoff selbst schon angelegt ist. Dies mit einem Bild der Enthauptung, das auch ein Bild der Gleichberechtigung ist. Die Deutsche Oper Berlin hat sich gewissermaßen selbst enthauptet.“

Lale Agkün (SPD), Bundestagsabgeordnete: „Ich bin entsetzt. Diese Entscheidung ist lächerlich und absurd. Ich kann nur ermuntern, das Stück wieder in den Spielplan zu nehmen.“

Alice Ströver, kulturpolitische Sprecherin der Grünen: „Die Absetzung war ein Fehler. Die Intendantin sollten die Entscheidung zurücknehmen. Einer abstrakten Gefährdung durch vermeintliche Islamisten sollte niemand voreilig nachgehen.“

Maria Böhmer, Integrationsbeauftragte (CDU): „Die Absetzung der Oper einen Tag vor der Islam-Konferenz ist fatal. Es besteht wieder die Gefahr, dass die Muslime unter Generalverdacht geraten. Zugleich ist die Freiheit der Kunst gefährdet. All dies schadet dem Dialog der Kulturen.“

Kenan Kolat, Vorsitzender der Türkischen Gemeinde: „Es ist schade, dass durch die Absetzung vor einer offenen Diskussion zurückgeschreckt wurde. Kunst muss frei sein.“

Hans Neuenfels, Regisseur von „Idomeneo“: „Vorausgeeilter Gehorsam und Hysterie“.

Ali Kizikaya, Vorsitzender des Islamrats: Ich begrüße die Absetzung der Oper. Es muss mehr Rücksicht genommen werden, um große Religionsgemeinschaften nicht in ihren Gefühlen zu verletzen.“ SOH, AVG, CG