Neue Panne im Störfall-AKW Forsmark

Schwedens Atomreaktoren sollen mehr Strom produzieren. Das macht Probleme: Bei Forsmark 2 streikt die Kontrolle

STOCKHOLM taz ■ Die Probleme im schwedischen Atomkraftwerk Forsmark reißen nicht ab. Zwar soll der vor mehr als zwei Monaten wegen eines Störfalls vom Netz genommene Reaktor Forsmark 1 ab heute wieder mit voller Kraft laufen. Dafür musste der Neustart des Reaktors Forsmark 2 am Samstag abgebrochen werden. Teile des Kontrollsystems versagten den Dienst.

Forsmark 2 war im Juli vorsorglich mit abgeschaltet worden, weil er die gleichen Konstruktionsmängel aufweist wie der Pannenreaktor. Forsmark-Informationschef Claes-Inge Andersson erklärte, es habe eine „Fehlfunktion“ an dem Überwachungssystem gegeben, das den Kernspaltungsprozess kontrolliert, während der Reaktor hochgefahren wird. Heute soll ein zweiter Startversuch stattfinden.

Der Fehlfunktion waren Revisionsarbeiten vorausgegangen, die der AKW-Betreiber Vattenfall-Forsmark selbst als die „umfassendsten“ an diesem Reaktor beschreibt. Veränderungen an den Turbinen, dem Kontrollsystem und der Notstromversorgung sollten die Stromproduktion steigern.

Ähnliche Umbauarbeiten sind an fast allen schwedischen AKWs geplant, um die Leistung gegenüber den ursprünglichen Konstruktionen um insgesamt 14 Prozent zu erhöhen. AtomkritikerInnen monieren die technischen Unsicherheiten, die solche Veränderungen an den Alt-Anlagen mit sich bringen, und warnen vor der steigenden Strahlenbelastung durch die zusätzlich produzierte thermische Wärme.

Trotzdem hat die schwedische Regierung das Vorhaben nicht nur abgesegnet, sondern sogar vorangetrieben: Als ein Verwaltungsgericht die Umbauten im vergangenen Jahr stoppen wollte, hebelte Stockholm den drohenden Richterspruch mit einer Ausnahmegenehmigung aus: Die Sicherstellung der Stromversorgung sei für die Allgemeinheit von höherem Interesse.

Die KritikerInnen sehen ihre Befürchtungen mit dem prompten Ausfall einer Kontrollstelle nach dem Umbau bestätigt. Die Atomaufsichtsbehörde SKI will aber offenbar nicht eingreifen. SKI-Informationschef Anders Jörle hob hervor, dass nur eines von mehreren Kontrollsystemen versagt habe. Außerdem sei das Problem ja nicht in Forsmark 1 aufgetreten. REINHARD WOLFF