Barmer findet sich gut

Die Barmer Ersatzkasse verteidigt ihre „Transparenzliste“. Ärztevertreter halten dennoch nichts vom Klinikvergleich

DÜSSELDORF taz/dpa ■ Im Streit um eine so genannte Transparenzliste hat die Barmer Ersatzkasse ihr Vorgehen verteidigt. Um Kosten zu sparen, hatte die Versicherung die Liste an Hausärzte verschickt, um diese über Preisunterschiede in Kliniken zu informieren (taz berichtete). Der Plan: Überweisen die Hausärzte künftig vermehrt an preisgünstige Kliniken, will Deutschlands größte Krankenkasse 60 Prozent des Einspareffekts an die Hausärzte ausschütten.

Es gebe Hinweise, dass die Liste Kosten dämpfend wirke, sagte Barmer-Vorstand Klaus Richter gestern in Düsseldorf. Der einzelne Hausarzt werde für eine Überweisung in ein bestimmtes Krankenhaus weder bestraft noch belohnt. Eine etwaige Ausschüttung werde allen Hausärzten gleichermaßen zu Gute kommen. Die Information über die Kosten sei nur ein Aspekt bei der Klinikwahl. Bislang hätten die Hausärzte aber überhaupt keine Kenntnis von den Kosten der Klinik gehabt. Der Preisvergleich solle für mehr Wettbewerb sorgen, bis sich einheitliche Preise durchgesetzt hätten, so Richter.

Die Ärztekammer Westfalen-Lippe kritisierte die Aktion als Weg in die Billigmedizin. „Statt eines Wettbewerbs um Qualität wird es bald nur darauf ankommen, wer eine Behandlung möglichst billig anbietet“, bemängelte Ärztekammer-Präsident Theodor Windhorst gestern in Münster. Mit Druck auf die Ärzte sei in den vergangenen Jahren zunächst der Arzneimittelsektor auf Nachahmerpräparate umgestellt worden. Jetzt werde die Behandlung selbst unter Preisvorbehalt gestellt. Klinik-Vertreter kritisierten den von der Krankenkasse verwendeten Basisfallwert. Er tauge nicht, um die Wirtschaftlichkeit eines Krankenhauses zu beurteilen. Ein Hausarzt-Vertreter bezweifelte, dass die Liste die Überweisungspraxis ändern werde. Bei der Wahl des Krankenhauses spielten zu viele andere Faktoren eine Rolle.