Eingeschränkter Blick auf den Kongo

betr.: taz-Berichterstattung zum Kongo

Sind denn nun wirklich alle Vorurteile gegenüber Afrika berechtigt? Die taz-Berichterstattung zum Kongo legt dies nahe: Warlords kämpfen mit brutalen Mitteln um die Macht, um das Land für die eigene Clique ausbeuten zu können, wie der frühere Diktator Mobutu. Weder Kabila noch Bemba, die Kandidaten für die Stichwahl, erscheinen wirklich als „Politiker“, weil deren Machtgier offenbar nicht einmal durch eine Art politisches Programm verbrämt wird.

Aber entspricht dieser Eindruck der Realität? Ist das politische Bewusstsein im Kongo, dessen erster Präsident doch immerhin der von belgischen und US-Geheimdienstoffizieren ermordete Lumumba war, wirklich so unterentwickelt? Um etwa bei Lumumba zu bleiben: Was ist mit der lumumbistischen Gruppierung um Gizenga? Kämpft sie nicht mehr für die „linken“ Ideen ihres berühmten Namensgebers, sondern beteiligt sich auch nur am unerquicklichen Gerangel um die lukrativsten Pfründen? Gibt es in der brodelnden Metropole Kinshasa niemand, der politisch konzeptionell denkt? Gibt es keine Gruppierung, die politische Gegenpositionen gegen das skrupellose Gerangel einiger Machtinhaber bezieht? Die taz jedenfalls reduziert das Geschehen im Kongo auf das Machtspiel von Personen und deren Machenschaften. Schlimm, wenn dies die ganze Wahrheit über den Kongo wäre. MICHAEL STOFFELS, Kempen