…WAS MACHT EIGENTLICH ... Silly-Sängerin Tamara Danz?
: Am Ostbahnhof heimisch werden

Ob Tamara Danz sich diese Gegend ausgesucht hätte? Das Viertel um den Ostbahnhof ist heute eher trostlos und öde. Die neue Anschutz-Arena soll hier entstehen, auch sie wird nicht unbedingt eine Verschönerung sein. Sicher, die Halle wird die Gegend beleben. Aber immer nur schubweise, wenn Gruppen von Fans hinein- und hinausströmen.

Eine der neuen Straßen rund um die Arena soll „Tamara-Danz-Straße“ heißen. Das bestätigte gestern der Bezirksstadtrat für Stadtentwicklung und Bauen in Friedrichshain-Kreuzberg, Franz Schulz (Grüne).

Irgendwie passt eine gewisse Dunkelheit und Trostlosigkeit auch zu der vor zehn Jahren an Krebs verstorbenen Frontfrau der DDR-Band „Silly“. Was wäre ihre Musik ohne die Abgründe, die sie mit Berliner Dialekt und einer großen Portion Pathos durchsang? Ihre Lieder handelten oft genug von verdreckten Berliner Straßen und Hinterhöfen. Tamara Danz hat auch für die Verlierer gesprochen. Gewinner leben nicht am Ostbahnhof.

Viele bezeichneten die Silly-Texte als platt. Aber Danz war mit ihnen unglaublich erfolgreich, im Osten und im Westen: Siebenmal wurde sie in der DDR „Rocksängerin des Jahres“, dreimal produzierte sie mit Silly die beste „LP des Jahres“, verkaufte mehr als eine Million Platten.

Es ist gut, dass Berlin eine Straße nach der selbstbewussten Sängerin benennt. Warum nicht in der Nähe der Anschütz-Arena, wo auch mal ein gutes Rockkonzert stattfindet? Vielleicht verbinden gerade die Menschen vom Ostbahnhof etwas mit ihrem Namen. ALL FOTO: ARCHIV