taz, hornbrillen etc.
: Die Kontaktlinsen vom „Spiegel“

Zur Frankfurter Buchmesse wurden gestern in dieser Zeitung abschließende Worte gefunden. Damit sollte es eigentlich sein Bewenden haben. Eine Sache gilt es aber nun doch noch schnell aufzuklären; wer weiß, wie umgehend sich Gerüchte und flüchtig hingeworfene Behauptungen in unserer Medienlandschaft plötzlich zu Mythen und sogar geglaubten Geschichten verfestigen können, kann ermessen, dass die Sache dringlich ist.

Und zwar steht im aktuellen Spiegel, dass auf der Buchmessenparty des Verlegers der Frankfurter Verlags-Anstalt, Joachim Unseld, und nun zitieren wir, „,taz‘-Hornbrillen“ gedrängelt hätten. Dem ist zu widersprechen. Gar nicht wegen dem Drängeln. Eine innerredaktionelle Recherche bei dem auf der Party anwesenden taz-Redakteur ergab, dass es durchaus Situationen gegeben habe, in denen sein Verhalten als Drängeln hätte aufgefasst werden können. Das Haus in der Frankfurter Lilienallee, in dem der Empfang stattfand, sei ja auch voll gewesen, zumal in der Küche, wo Wein und Bier ausgeschenkt wurden. Außerdem sei es spät gewesen. Drängeln könne also schon sein.

Nur trägt der Kollege keine Hornbrille. Vielmehr besteht sein Modell aus einem schmalen Metallgestell mit ovalen Gläsern. Eine Verwechslung mit einer Hornbrille ist ausgeschlossen. Überhaupt gibt es in der ganzen taz derzeit erstaunlich wenig Hornbrillen. Die einzige, die einem spontan einfällt, ist die Hornbrille auf dem Autorenfoto Michael Rutschkys, als er bis vor einigen Monaten noch sein monatliches Schlagloch auf der Debattenseite schrieb. Eine Gleichsetzung von taz und Hornbrillen zielt also derzeit ins Leere.

Was aber sein kann: Der taz-Kollege stand eine Zeitlang mit dem Journalisten R. auf der Party zusammen. Der trug in der Tat ein eher auffälliges Brillengestell, das man beim flüchtigen Hinsehen auch als Hornbrille titulieren könnte. Nur arbeitet R. nicht bei der taz, sondern bei einer angesehenen allgemeinen Frankfurter Zeitung. K., das ist der taz-Kollege, und R. hatten sich auf dem Empfang zuvor kennen gelernt, und zwar durch Vermittlung des Popredakteurs K. auf dem Fischer-Fest, auf dem, wie auch der Spiegel nun richtigerweise meldet, Mathias Döpfner und Frank Schirrmacher nicht eingelassen worden sind, weil sie keine Einladung dabeihatten und den Sicherheitsdienst am Eingang nicht von ihrer Wichtigkeit überzeugen konnten – damit hätten wir diese bedeutende Meldung also immerhin auch noch in der Zeitung untergebracht.

Der Kollege M. einer großen süddeutschen Zeitung wiederum meinte übrigens in einem ganz anderen Zusammenhang, dass die Zeit der Partyberichterstattung von der Buchmesse irgendwie vorbei sei. Damit hat er nicht ganz unrecht. Also: Bis zur nächsten Messe, liebe Spiegel-Kontaktlinsen. DRK