Der Indendantenstadl

Wer wird denn nun der nächste WDR-Chef ? Noch hat der Rundfunkrat keinen Kandidaten zu Gesicht bekommen

Der WDR hat es nicht leicht beim Thema Unterhaltung, aber vielleicht schafft hier ja der vor sich hin wuselnde Intendantenstadl Abhilfe. In weniger als vier Wochen soll gewählt werden. Wie praktisch, dass der für die Wahl am 20.11. zuständige Rundfunkrat bis jetzt noch keine der weiterhin üppig vorhandenen KandidatInnen zu Gesicht bekommen hat. Gibt es denn nicht schon seit Mai einen „Wahlvorbereitungsausschuss“ unter Führung des langjährigen Rundfunkratschefs Reinhard Grätz (SPD)? Gibt es, doch das dauert, schließlich inszeniert hier einer seinen vermutlich letzten großen Auftritt. Grätz habe offenbar bislang ganz alleine seine Einzelgespräche mit den glorreichen Sieben geführt, mosert es aus dem Rundfunkrat. Nichts ist mit der längst erwarteten „Shortlist“ aus drei Namen. Immerhin einem wurde das Warten zu lang: Kandidat Gottfried Langenstein hat jetzt einen anderen Job – er wird Präsident des deutsch-französischen Kulturkanals Arte.

Alle anderen sind zumindest formal weiter im Rennen. Natürlich glaubt niemand ernsthaft an NRW-Filmstiftungs-Chef Michael Schmidt-Ospach oder die ehemalige Kulturstaatsministerin Christina Weiß. Auch Fritz Raff, der Intendant des Saarländischen Rundfunks, bereitet lieber seinen ARD-Vorsitz vor. Vom Kandidaten Werner Hahn, derzeit Justitiar beim NDR, haben wir ebenfalls schon lange nichts mehr gehört.

Bleiben also zwei. Frau und Mann: Monika Piel und Nikolaus Brender. Sie WDR-Hörfunkdirektorin, er ZDF-Chefredakteur. Bloß – Frau Piel ist im Sommer was Dummes passiert. Da verordnete sie die Löschung eines gesendeten Radiobeitrags über die Machenschaften des Mülheimer Ex-OB Jens Baganz von der WDR-Website, natürlich nur wegen möglicher journalistischer Fehler.

Ach so: Und nachdem der heutige NRW-Wirtschaftsstaatssekretär Baganz (CDU) ein böses Briefchen an die Anstaltsleitung geschrieben hatte (taz berichtete). Hatte natürlich nichts miteinander zu tun, klare Sache. Nur finden einige RundfunkrätInnen Piel seitdem nicht mehr so dolle. Und Brender? Dass die SPD etwas gegen den Schnauzbartträger haben soll, wird neuerdings bestritten. Dafür passt Brender der CDU angeblich nicht. Und immer, wenn man fragt „warum eigentlich?“, heißt es absurderweise: Der Mann sei irgendwie zu unabhängig. Was für einen WDR-Intendanten so schlecht ja nicht wäre. STEFFEN GRIMBERG