Gutes Klima kommt aus dem Süden

Eine Studie entlarvt die deutschen Autohersteller als Klimaschutz-Ignoranten. Während Fiat gute Werte bei der Verringerung der CO2-Ausstöße erreicht, sehen Umweltschützer Mercedes, BMW und Volkswagen in der „technologischen Sackgasse“

VON ELISABETH SCHERER

Deutsche Automarken können gegen ihre Konkurrenz auf dem europäischen Markt nicht anstinken, zumindest in Sachen Umweltfreundlichkeit. Eine gestern in Brüssel veröffentlichte Studie zeigt, dass drei Viertel der 20 größten Autohersteller in Europa die von der EU vorgegebenen Klimaziele nicht erreichen werden, darunter auch Mercedes, VW, BMW und Audi.

Bis 2008 soll ein Neuwagen nach EU-Vorgaben im Durchschnitt nicht mehr als 140 Gramm CO2 pro gefahrenem Kilometer ausstoßen. Doch schon dieser Wert sei „ein fauler Kompromiss“, sagt Gerd Lottsiepen vom Verkehrsclub Deutschland (VCD). Ursprünglich seien von der EU 120 Gramm angepeilt worden. Der VCD gehört dem Europäischen Verband für Verkehr und Umwelt (T&E) an, der die Studie herausgegeben hat. Die Ergebnisse zeigen nun, dass auch das Kompromissziel derzeit für viele Hersteller reine Utopie ist.

Die klimafreundlichsten Wagen kommen aus Italien: Fiat übertraf die Vorgaben um 40 Prozent. Doch während dieser im Schnitt 139 Gramm ausstößt und das Soll erfüllt, stinken BMW mit 192 Gramm und Mercedes mit 185 Gramm zum Himmel. Das Minderungsziel für den Kohlendioxid (CO2)-Ausstoß wird also nicht erreicht. Besser hingegen sieht es bei den französischen Nachbarn aus: Citroën und Renault erfüllen ihr Soll und rangieren auf Platz zwei und drei der klimafreundlichsten Autobauer.

Eigentlich dürften sich Hersteller wie Mercedes und BMW nicht so schwer tun. Weil sie größere Wagen bauen, deren Spritverbrauch höher liegt, sind auch ihre Vorgaben weniger streng als bei Kleinwagen. BMW müsste zum Beispiel von 216 Gramm im Jahr 1997 auf 158 Gramm reduzieren. Davon sind jetzt gerade einmal 40 Prozent erreicht. „Die Berechnungen können wir nicht vollständig nachvollziehen“, erklärte ein BMW-Sprecher. Die Studie sei „sehr emotional“. Das Unternehmen selbst sei mit seiner Arbeit zufrieden: „Wir haben leistungsfähigere Motoren gebaut, aber den Verbrauch trotzdem reduziert.“

Bisher sind die Vorgaben der EU für die Hersteller nicht bindend. Die Industrie hat sich 1998 freiwillig zu den Zielwerten verpflichtet. Im Gegenzug sicherte die EU zu, die Leistungen der einzelnen Unternehmen bei der Verringerung der eigenen Emissionen nicht offenzulegen. Die von T&E aufgedeckte schlechte Erfolgsquote könnte nun für mehr politischen Druck sorgen: „Wir brauchen verbindliche Werte auf EU-Ebene“, sagt Lottsiepen. Der VCD fordere außerdem für Deutschland eine Kfz-Steuer, die sich nach dem CO2-Ausstoß der Autos richtet.

Die japanischen Hersteller Toyota und Honda, führend bei der Sprit sparenden Hybridtechnologie, landen nach der Studie nur auf Platz sieben und elf. Dies zeige, dass Innovationsstärke bei einzelnen Modellen nicht ausreicht, sagt Lottsiepen. Wer die Klimaziele erreichen will, muss die gesamte Angebotspalette effizienter gestalten. Die Industrie treibe zwar die Entwicklung von Biokraftstoff voran. „Das nützt aber nichts, wenn der in Spritfresser gesteckt wird.“

Auch Jürgen Resch von der Deutschen Umwelthilfe (DUH) sieht die Automobilhersteller unter Zugzwang. Denn eine Produktion für die „Bleifußfraktion“ unter den Kunden führe in eine „technologische Sackgasse“.