Brandanschlag auf Dokuzentrum

Die Gedenkstätte für NS-Zwangsarbeit in Schöneweide wird zum zweiten Mal angegriffen. Wenig Sachschaden. Polizei ermittelt in alle Richtungen. Kultursenator Flierl: Das sind offensichtlich gezielte Anschläge von rechtsradikalen Tätern

Zum zweiten Mal binnen zehn Tagen ist das Dokumentationszentrum für NS-Zwangsarbeit in Schöneweide Ziel eines Anschlages geworden. Unbekannte Täter haben laut Polizei in der Nacht zu Donnerstag zwei Brandsätze auf das Gelände an der Britzer Straße geworfen. Bereits in der vergangenen Woche waren Unbekannte nachts in eine Baracke eingedrungen und hatten Davidsterne und ein Hakenkreuz an eine Tür geschmiert. Der Staatsschutz ermittele „in alle Richtungen“.

Das Dokumentationszentrum war erst Ende August auf dem Gelände eines Barackenlagers eingeweiht worden. Es ist die erste Gedenkstätte für NS-Zwangsarbeiter in Berlin. Von 1943 bis 1945 waren auf dem Gelände Italiener, Belgier, Russen sowie Frauen aus dem KZ Ravensbrück untergebracht. Sie mussten in Fabriken wie dem Reichsbahnausbesserungswerk und beim Batteriehersteller Varta arbeiten.

Der Brandanschlag verlief zum Glück glimpflich. Ein Anwohner habe die Stichflammen gesehen und die Feuerwehr gerufen, sagte ein Polizeisprecher. „Die Kollegen eines Funkwagens waren zum Glück so schnell vor Ort, dass sie das Feuer löschen konnten, bevor es sich weiter ausbreitete.“ An einer Baracke des Zentrums, das zum Teil noch im Bau ist, sei geringer Sachschaden entstanden.

„Man kann Schmauchspuren an Fassade und Dach einer der Baracken sehen“, berichtet Andreas Nachama, Geschäftsführender Direktor der Stiftung Topographie des Terrors, die das Zentrum betreut. Er vermutet Rechte hinter den Anschlägen.

„Der Einsatz von Gewalt ist in Schöneweide traurige Normalität“, sagt Bianca Klose von der Mobilen Beratung gegen Rechtsextremismus in Berlin. Dort sei neben einem breiten zivilgesellschaftlichen Engagement ein Spektrum von rechtsextremen Aktivisten und Kadern wohnhaft, die sich im Wahlkampf an Störaktionen und Angriffen auf Stände und Veranstaltungen bürgerlicher Parteien beteiligt hätten. Es handele sich immer um die gleichen 15 bis 20 Personen. Ob die jedoch mit dem jüngsten Anschlag etwas zu tun hätten, so Klose, „müssen die Ermittlungen zeigen“.

Kultursenator Thomas Flierl (PDS) bezeichnete den Anschlag als „skandalösen Höhepunkt offensichtlich gezielter Anschläge auf die Gedenkstätte durch neonazistische und rechtsradikale Gewalttäter. Jörg Meyer