randnotizen aus dem us-wahlkampf (1)
: Gemeine Fernsehspots mit breiter Ausstrahlung sorgen für Verwirrung an der Urne

Gut, dass es das Fernsehen gibt. Gut, dass es die Werbepausen gibt, noch besser, dass es in diesem Kongresswahlkampf fiese, gemeine, ja verblüffende Wahlkampfspots in den Werbepausen gibt. Während die KandidatInnen für die Sessel im US-Parlament oft blasse, langweilige Menschen sind, sind ihre Spots umso krachiger. Die Wahlspotschlacht im Wüstenstaat New Mexiko beispielsweise ist so heftig, dass einige Zuschauer schon gar nicht mehr wissen, wo sie eigentlich wohnen.

Seit Mai beballern sich die demokratische Herausforderin Patsy Madrid und die republikanische Amtsinhaberin des Kongresssessels, Heather Wilson, mit so genannten „Attack-Ads“, provokant-diffamierenden Wahlspots. Madrid und Wilson kämpfen im District No. 1, der Albuquerque und seine knapp 300.000 Wahlberechtigten umfasst. Der Frauenwahlkampf im Cowboystaat gilt als eines der heißesten und teuersten Rennen. Gewinnt Madrid, rücken die Demokraten ihrem Ziel, das Unterhaus des Kongresses zurückzuerobern, ein ganzes Stück näher.

Da aber New Mexiko mehr Canyons als Einwohnende hat, plärren die fiesen Wahlspots auch in den Wohnzimmern der umliegenden Wahlkreise, bis hinein in die Nachbarbundesstaaten. Und da die Wahlbezirke der USA verzweifelt versuchen, das bekannte Desaster mit den elektronischen Wahlurnen dadurch zu minimieren, dass sie die Wahlwilligen schon vor dem eigentlichen Datum am 7. November auffordern, zur Stimmabgabe zu kommen, geht es in Santa Fe, dem Nachbarwahlkreis von Albuquerque, seit Tagen so zu:

Denise Lamb, Wahlorganisatorin: „Sie sind als Nächste dran, hier haben sie Ihre Wahlunterlagen, Ihre Kabine ist hinten links.“

Die Wählerin kommt aus der Kabine und fragt, wo sie für Patsy Madrid ankreuzen muss.

Lamb: „Madrid? Aber Sie wählen doch im Wahlkreis Nummer drei, Madrid kandidiert doch gar nicht hier.“

Wählerin: „Verarschen Sie mich nicht!“

Lamb: „Entschuldigung, aber Ihre Kandidaten heißen Tom Udall, der Demokrat, der Sie seit vier Amtsperioden im Kongress vertritt, und sein republikanischer Herausforderer heißt Ron Dolin.“

Wählerin: „Was sagen Sie, ich darf nicht Madrid wählen? Das ist doch unverschämt. Ich hör mir jeden Abend diese Wilson-Hetze im Fernsehen an und jetzt soll ich wen anders wählen? Kommt gar nicht in Frage, und, wer ist überhaupt Udall? Kenn ich nicht!“ ADRIENNE WOLTERSDORF