Wie erleben Sie den Klimawandel? Folge 1: Bauer Blume in Deutschland
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Ort: Ostbrandenburg, Deutschland.

Klimawandel: Es regnet entweder zu viel oder zu wenig.

Betroffen: Bauer Blume

„Viermal B: Bauer Blume bietet Bestes“. Gerd Blume liebt diesen Spruch. Blume betreibt in Ostbrandenburg einen fast 400 Hektar großen Familienbetrieb. Besonders stolz ist er auf seine Milchquote: 600 Liter jeden Tag.

„Viermal B: Bauer Blume bietet Bestes“ – Sven Blume, der 25-jährige Sohn, findet diesen Spruch ziemlich bescheuert. „Von den letzten sechs Ernten haben wir vier verloren“, sagt Blume jun. Das hat dazu geführt, dass die Blumes ständig vor der Pleite stehen und den Gerichtsvollzieher inzwischen ganz gut kennen. „Zum Beispiel in diesem Jahr: Es hat geschlagene vierzehneinhalb Wochen nicht geregnet“, sagt der Junior. Niemand hier, kann sich an so eine Durststrecke erinnern, auch die alten nicht, die sonst ja gern auf „damals“ verweisen. Die Knollenernte – es geht um Kartoffeln – lag drei Viertel unter Plan, die Getreideernte zwei Drittel. Ganz besonders schlimm war es beim Mais: Gerade mal 20 Prozent des angepeilten Ertrags konnten die Blumes einfahren – „bei dem gleichen Arbeitsaufwand “. 2002 und 2005 fiel die Ernte buchstäblich ins Wasser, 2001 und 2004 herrschte extreme Dürre, 2003 kam es für die Blumes sogar so schlimm, dass der Betrieb gefährdet war. „Wir haben unserem Wirtschaftsplan durchschnittliche Ernten zugrunde gelegt. Natürlich hofft man da, dass auch mal was übrigbleibt. Wenn aber von sechs Ernten vier schlechter als durchschnittlich sind, guckst du ganz schön in die Röhre.“

Zumal ja auch in der Landwirtschaft alles teurer wird – zumindest im Einkauf. Jungbauer Blume: „Pro Liter Milch gibt’s im Moment 24,98 Cent. Als ich vor acht Jahren angefangen habe waren es noch 35 Cent“. Das heißt: Heute müssen die Blumes vier Liter Milch produzieren, um einen Liter Diesel zu erzeugen. Als der Sohn vor acht Jahren in den Betrieb seines Vaters einstieg, war das die Hälfte.

„Fressen wir nun Diesel oder Milch?“ Der Sohn gibt die Antwort selbst: „Das ganze System ist doch krank!“ Milch oder Diesel – natürlich haben sich die Blumes Alternativen überlegt. Zum Beispiel eine Biogasanlage. „Ist aber nicht so einfach“, sagt Sven: Finanziell, logistisch, bürokratisch. „Wächst wegen zunehmender Trockenheit kein Mais, fehlt der Mais im Kuhstall genau so wie in der Biogasanlage.“

Was also kann man tun? In der Zeitung hat Sven Blume eine Prognose für seinen Landkreis gelesen: „Wegen Klimawandels wird der Niederschlag weiter stark sinken, stand da.“

Drei Wochen später schrieben sie: Die ganze Analyse ist Quatsch. So viel an den Berechnungen global gesehen auch dran sei – die genauen Auswirkungen auf ein bestimmtes Bundesland könne man bei weiten noch nicht prognostizieren.

„Dass irgendwas nicht stimmt, sieht man an unseren Ernten“, sagt Sven Blume. Sicherlich: Der Boden ist nicht der Beste. „Aber gereicht hat es immer: Großvater ist sogar mal in den Urlaub gefahren.“ NICK REIMER