Chinesen kaufen sich in Afrika ein

Wirtschaftsgipfel soll Peking helfen, Handelspartner Nummer eins auf dem afrikanischen Kontinent zu werden

PEKING taz ■ Für Afrika gibt es jetzt das, was deutsche Manager gerne hätten: eine gemeinsame, in diesem Fall chinesisch-afrikanische Industrie- und Handelkammer. Die Kammer erleichtert Afrikanern und Chinesen informelle Managerkontakte und gegenseitige Investitionen. Das ist nur ein Ergebnis am Rande des bislang größten Gipfeltreffens zwischen China und Afrika in Peking. Den Deutschen steht in China bislang nur ein Delegationsbüro zur Verfügung.

Drei Tage lang erweckte die Kommunistische Partei (KP) den Eindruck, Afrika läge ihr näher als Deutschland. Afrika-Poster mit Elefanten und Giraffen bedeckten nahezu alle Werbeflächen der chinesischen Hauptstadt. Autobahnen wurden gesperrt, damit die Staats- und Regierungschefs von 41 afrikanischen Ländern freien Einzug in ihre Pekinger Luxushotels erhielten. Es war das größte Treffen von Staatsoberhäuptern, das je in der Volksrepublik stattfand. Nur fünf afrikanische Länder, die diplomatische Beziehungen zu Taiwan unterhalten, fehlten. Alle anderen 48 der 53 Staaten Afrikas waren vertreten.

Gemeinsam mit China verabschiedeten sie gestern eine Gipfelerklärung, die „eine neue Art strategischer Partnerschaft“ verkündete. Sie versprachen sich gegenseitigen „Respekt“ und „Solidarität“ im Stil der alten Blockfreienbewegung.

Die afrikanischen Staaten zeigten sich „sehr inspiriert“ von Chinas marktwirtschaftlichen Reformen. Vor allem aber stellten beide Seiten neue Wachstumsziele auf: Auf 50 Milliarden Dollar soll der bilaterale Handel in diesem Jahr wachsen, auf 100 Milliarden Dollar bis 2010. Das derzeitige Jahreswachstum im Handel liegt bei 40 Prozent, mit einem leichten Handelsbilanzplus für Afrika. Damit könnte China, heute bereits der drittgrößte Handelspartner Afrikas, bald die führenden USA einholen, deren Afrika-Handel 2005 bei 80 Milliarden Dollar lag.

Nichts will Peking unversucht lassen, um zur Nummer eins im Afrika-Handel aufzusteigen. Den afrikanischen Ländern werden 3 Milliarden Dollar an zinsgünstigen Krediten und 2 Milliarden an Exportkrediten zur Verfügung gestellt – und zwar so, dass die Verschuldung Afrikas in China nach Angaben der Weltbank nicht steigt, dafür sorgen weitere Schuldenerlasse für die ärmsten Länder. KP-Chef Hu Jintao versprach dazu eine Verdoppelung der Entwicklungshilfe an Afrika bis 2009.

Noch einmal 5 Milliarden sollen in einen Fonds zur Förderung von Afrika-Investitionen chinesischer Unternehmen fließen. Hier wird es richtig interessant: Chinesische Hersteller entdecken Afrika nicht nur als Absatzgebiet, sondern als neuen Produktionsstandort für den Export nach Europa und in die USA.

Damit China nicht nur Afrikas Rohstoffe ausbeutet, soll der Fonds besonders den Aufbau chinesischer Fabriken in Afrika fördern. Die Kritik am einseitigen Merkantilismus der chinesisch-afrikanischen Beziehungen aber wird deshalb kaum leiser werden.

Während des Gipfels in Peking traf sich KP-Chef Hu auch mit dem sudanesischen Präsidenten Omar al-Bashir. China wird vorgeworfen, ein härteres Vorgehen der UN im Sudan zu blockieren, weil es bis zu 50 Prozent der sudanesischen Ölexporte einkauft. Dagegen betonte Peking jüngst, auch auf eine bessere Menschenrechtslage im Sudan hinzuarbeiten. GEORG BLUME