senatoren-erosion
: Hilflose Personalsuche

Klaus Böger und Karin Schubert, zwei nicht ganz unwichtige Arbeitnehmer mit SPD-Parteibuch, verabschieden sich von ihren Jobs. Diese plötzliche Senatsschrumpfung ist alles andere als überraschend. Beide Politiker waren in der Koalition umstritten, beide hatten unter Klaus Wowereit keine Zukunft mehr, beide hat er über den Rausschmiss informiert, sobald die Ressortzuschnitte klar waren. Normales Geschäft also? Nicht ganz.

Kommentar von ULRICH SCHULTE

Interessant ist nicht, wen Wowereit aus seinem Kabinett wirft, sondern wie er neue Köpfe sucht. Anders als die PDS lässt sich der Regierende mit seiner Entscheidung, die er nach einer Verfassungsänderung autonomer denn je trifft, Zeit. Er verwendet gut zwei Wochen auf Gespräche mit – früher vorgewarnten – Kandidaten. In der Politik ist dies eine halbe Ewigkeit, Nachfolger werden meist schon am Abend des Rücktritts präsentiert.

So sympathisch der Zeitplan des Regierenden ist, seine Personalsuche mutet dennoch hilflos an. Die SPD hat mit der Senatsverwaltung für Jugend, Bildung und Wissenschaft ein Mammutressort geschaffen. Von einer Persönlichkeit, die es füllen könnte, fehlt weit und breit jede Spur. Die Medien treiben jeden Tag neue Kandidaten durch die Stadt. Wowereit hat dies vor Tagen spöttisch mit einem „Dann könnt ihr noch ein bisschen weiterspekulieren!“ vorhergesagt. Den Regierenden mag das öffentliche Durchhecheln von Namen amüsieren, es schadet aber dem Renommee des Supersenators in spe. Interessante KandidatInnen haben bereits abgewinkt, die meisten antworten ähnlich: Mich hat keiner gefragt. Man hofft für Berlin und Wowereit, dass das vereinbarte Sprachregelungen sind. Eins darf auf einem der wichtigsten Posten der Stadt nicht landen: eine in letzter Minute gefundene Notlösung.