Berlin sucht den Supersenator

Justizsenatorin Schubert und Bildungssenator Böger treten überraschend ab. Über Nachfolger wird spekuliert, besonders für das neue Ressort Bildung und Wissenschaft

Wer die Gewinner sind, die im neuen Kabinett die acht Senatorenposten besetzen dürfen, gibt der Regierende Bürgermeister erst am Montag bekannt. Zwei der Verlierer stehen schon fest – und sie wollten mit ihrem Abgang keinen Tag länger warten. Am Dienstagabend tat Bildungssenator Klaus Böger (SPD) überraschend seinen Rückzug kund. Auf einer Veranstaltung der Friedrich-Ebert-Stiftung erklärte der 61-Jährige den anwesenden Schulleitern und Lehrern, er hätte gerne weitergemacht, müsse aber aus dem Amt ausscheiden. Justizsenatorin Karin Schubert (SPD) informierte gestern ihre Mitarbeiter darüber, dass sie dem nächsten Senat nicht mehr angehören werde.

Es wurde schon länger spekuliert, dass Wowereit nach der Wahl die Chance nutzen werde, den Senat zu verjüngen und sich zugleich von zwei unpopulären Figuren zu trennen. Klaus Böger war der Politiker mit den allerschlechtesten Umfragewerten. Durch Stellenkürzungen und die Umgestaltung der Schullandschaft hin zur Gemeinschafts- und Ganztagsschule hatte er sich bei Lehrern, Elternverbänden und Gewerkschaften unbeliebt gemacht. Auch die 62-jährige Karin Schubert stand in letzter Zeit in der Kritik, unter anderem wegen häufiger Häftlingsfluchten während ihrer Amtszeit.

Wowereit bestätigte das Ausscheiden der beiden Senatoren und kündigte für Montag eine offizielle Würdigung an. Unterdessen schießen Gerüchte über mögliche Nachfolger ins Kraut. Besonders wild wird darüber spekuliert, wer das neue „Superressort“ leiten soll, in dem das Bildungsressort mit Wissenschaft und Forschung verschmelzen soll, die bisher zum Aufgabenbereich des Kultursenators gehörten. Die neue Führungskraft für „Bildung, Jugend, Familie, Wissenschaft und Forschung“ hätte das größte Ressort unter sich, mit mehr als 37.000 Verwaltungskräften, Beamten und Lehrern, dazu Kitas, Unis und Kliniken der Charité – und allen Baustellen, von den Kitagebühren bis zur anstehenden Hochschulgesetznovelle.

Entsprechend hochkarätige Namen werden jetzt gehandelt: Die nordrhein-westfälische Exschulministerin und SPD-Vizefraktionsschefin Ute Schäfer und die ehemalige Bildungsministerin Edelgard Bulmahn, der Vorsitzende der Bundeszentrale für Politische Bildung, Thomas Krüger, und Viadrina-Präsidentin Gesine Schwan. Zumindest die letzten beiden wiesen die Spekulationen zurück. Schwan sagte, sie bleibe bis September 2008 an der Viadrina. Krüger sagte der taz: „Ich habe jetzt einen viel besseren Job.“

Für Karin Schuberts Nachfolge drängt die Zeit. Noch ist völlig unklar, wer am Samstag das Rote Rathaus an die Karnevalisten übergeben soll. Die begeisterte Jeckin hatte diesen Job immer zur vollsten Zufriedenheit aller erledigt. NINA APIN