taz nord trotzt dem Novemberblues

„Im Herbst beginne ich, die Busfahrer zu bemitleiden – ob es ihnen nicht zieht?“, fragt sich Hartmut El-Kurdi (Foto ganz links), Ulrich „UrDrü“ Reineking (2. v. r.) beklagt die „menschliche Bosheit in Tateinheit mit dem Wetter dieser Tage“. Kein Zweifel: Auch „Die glorreichen Drei“ auf taz nord-Tournee fühlen den Novemberblues, versuchten aber am Mittwochabend recht erfolgreich, dem elften Zwölftel des Stumpfsinns zu trotzen. War an diesem hannöverschen Abend auch gar nicht so schwer: Sprechchöre von draußen verrieten, dass ’96 gerade die Bayern vernascht hatte. In den Pavillon hatte die taz nord zudem drei sehr spitze Edelfedern aus dem eigenen Haus zum Rezitieren satirischer Texte geladen, Volker Buck verzierte das literarische Spektakel mit Gitarre und Gesang.

„Blinzeln im Dämmer/Ihr Tampon auf dem Nachtisch/Liebe macht nicht blind“, lautet einer der schönen Haikus von Wahrheit-Autor Michael Quasthoff, der ansonsten Friseure und seine Zahnärztin Dr. Gisela Glumsa samt ihrer Sprechstundenhilfe, einer „späten Mengele“, in den Schmutz zog. Der taz-nord-Kolumnist „UrDrü“ verteilte Birnen aus dem eigenen Garten und erkannte im Publikum „August Wesel, der im DSF die LKWs hochhebt“. Außerdem verlas er die Geschichte von Kerstin und Georg, den Lehramtsstudenten, die raus aus dem Ikea-Muff und rein ins Flötotto-Paradies mit Manufactum-Accessoires und Biolaufsocken schlüpfen wollten, um letztlich doch getrennt in Hoya und Peine zu landen. Und, so UrDrü, „Peine, das ist der Blues“.

Apropos Niedersachsen-Bashing: Für Wahrheit-Autor El-Kurdi ist Peine eine „Stadt gewordene Autobahnraststätte“, Hildesheim ist ihm das „Eisenhüttenstadt des Westens“. Ähnlich distanzierte sich Michael Quasthoff, als er das gerade 60-jährige Land als „verregnete Vorhölle aus Schlick“, seine Bewohner als „durchaus schneckenfarbig bleich von Farbe, weich von Fleisch und eingeschrumpft“ bezeichnete. Phänotypisch eben à la Eva Herman, Fatty „Bingo“ Thürnau oder Heinz Rudolf Kunze. Lokaltypische Sportarten: „Boßeln, Rübenweitwurf, Gurken- oder Spargelziehen“. Dabei sei der Niedersachse „von Haus aus so faul, dass er letztere Disziplinen nicht ohne polnische Hilfskräfte bewältigt“.  KSC/FOTO: CHRISTIAN WYRWA

Die glorreichen Drei und der Fluch des Blöden kommen nach Oldenburg: 18. November, 20.30 Uhr, Kulturetage; Infos: www.kulturetage.de