NPD trifft sich in Hannover 96-Gaststätte

Der „Stammtisch Nationale Kräfte“ tagt offenbar seit längerem in der Vereinsgaststätte des Bundesligisten Hannover 96: Anfang November kam es bei einem Besuch des rechtsextremen Anwalts Jürgen Rieger zu Handgreiflichkeiten

Autogrammstunden mit Spielern, Fanstammtische – seit Jahren treffen sich in der Clubgaststätte des Bundesligisten Hannover 96 Anhänger des Vereins. Inzwischen ist das Restaurant offenbar auch Anlaufstelle für Neonazis geworden: Den „Etablierten“ gehe es „einzig darum, sich die eigenen Taschen zu füllen“, und weil sich das „System“ abwickle, müsse die NPD nur „bereit stehen, um ein neues, sozial gerechtes Deutschland zu schaffen“, zitiert die Homepage der NPD Hannover eine Rede des rechtsextremen Hamburger Anwalts Jürgen Rieger im Restaurant mit dem Namen „Hannover 96“. Rieger war am vergangenen Wochenende nicht nur auf dem Berliner Parteitag der NPD bei der Wahl zum Bundes-Parteivize durchgefallen, er hatte in den vergangenen Monaten auch durch den versuchten Kauf eines Hotels in Delmenhorst bundesweit Schlagzeilen gemacht.

Beim „Stammtisch Nationale Kräfte“ des NPD-Unterbezirks Hannover habe es Rieger Anfang November „eindrucksvoll“ geschafft, mit Ausführungen zur “Bevölkerungspolitik“ und „Ausländerfrage“ das „korrupte System“ in der Clubgaststätte zu „entlarven“, heißt es auf der Homepage. „60 überwiegend junge Aktivisten aus dem parteifreien und parteigebundenen Spektrum“ hätten bis „spät in die Nacht“ einer weiteren „Führungskraft des nationalen Widerstands“ im 96-Restaurant gelauscht: Dem bekannten Neonazi Thomas Steiner, der sich nach einem Mitglied der Waffen-SS “Wulff“ nennt. Offenbar kam es bei der Veranstaltung zu Handgreiflichkeiten: Zwei Zeugen sahen, wie Riegers Bodyguards einen 96-Trainer attackierten.

Sebastian Kramer vom 96-Fanclub „Rote Kurve“ ist empört: „Das ist ein Skandal.“ Vereinschef Martin Kind müsse den „Vorfall unverzüglich aufklären“. Der Verein distanziere sich von dem Auftritt der Rechten, sagt 96-Sprecher Oliver Rickhof. Einerseits sei jedoch der Pächter verantwortlich und nicht der Club, andererseits sei die Gaststätte ja erst einmal Treffpunkt der Neonazis gewesen.

Der Verfassungsschutz hat andere Informationen: „Die waren schon öfter dort“, sagt Sprecherin Maren Brandenburger. Das müsse jedoch nicht heißen, dass Hannover 96 die Rechtsextremen unterstütze.

Völlig unverständlich ist die Aufregung für die Gastwirtin: „Für mich waren das keine Rechtsradikalen“, sagt die 54-jährige Roswitha Schurz. Die Gäste des „Stammtischs Nationale Kräfte“ hätten „ganz normal“ ausgesehen, „Springerstiefel wären mir aufgefallen“, betont die 54-Jährige. Und: „Neonazis dulde ich bei mir nicht.“

Kai Schöneberg